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Jan Brueghel d.Ä., auch genannt "Sammetbrueghel" oder "Blumenbrueghel", 1568 Brüssel – 1625 Antwerpen, GROSSES BLUMENSTILLLEBEN MIT EDELSTEINEN

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Öl auf Holz. Verso Parkettierklötzchen.
65 x 43 cm.

Beigegeben eine Expertise von Dr. Jaco Rutgers, Tilburg Niederlande, 2. Juli 2020.

Das Bildformat zeigt sich betont hochgestreckt. Dies mag in der Absicht des Malers gewesen sein, einen besonders hohen Strauß unterschiedlichster Blumen vorführen zu können, wobei hier die kugelförmige Vase sowohl in der Größe als auch in der tonigen Farbe bewusst weniger die allererste Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Die einzelnen Blüten sind in akribischer Genauigkeit wiedergegeben, die Farbtöne verteilen sich in dem Hochoval des Blumengebindes ausgesprochen überlegt, sodass eine Ausgewogenheit trotz aller dieser verschiedenen, zum Teil kräftigen Farben erzielt wurde. Wie im beiliegenden Gutachten hervorgehoben, lassen sich einige Pentimenti, also Abänderungen während des Malprozesses erkennen: So etwa sollte die obere gelbe Tulpenblüte ursprünglich noch weiter oben platziert werden, was als ein zusätzliches Indiz für das betont hohe Format gilt. Andererseits beweisen diese Änderungen auch, dass es sich hier wohl um eines der allerersten Blumenstilleben des Meisters handelt, in einer Zeit, als er noch bemüht war, jeweils wirkungsvollere Positionen einzelner Blüten zu finden. So war auch an der gelben Tulpe rechts unterhalb der blauen Iris eine Änderung zu entdecken. All diese Beobachtungen zeigen, dass die auf den ersten Blick so einfach erscheinende Komposition für Brueghel keineswegs von vorneherein feststand, sondern vielmehr als Ergebnis eines Werkprozesses zu sehen sind. Allein schon aus den zu unterschiedlichen Zeiten blühenden Blumen ergibt sich, dass Brueghel über die entsprechenden Monate hinweg tätig war, malte er doch die Blüten stets nach der Natur. Aus der erhaltenen Korrespondenz zwischen Brueghel und seinen Gönnern in Mailand, Cardinal Federico Borromeo und Ercole Bianchi, geht hervor, dass der Maler sich erst 1606 oder schon etwas früher diesem Bildthema gewidmet hat, indem er übliche Blumen mit ausgesprochen seltenen Blüten zu vereinen suchte. Das hat natürlich auch Reisen an entsprechende Blumenmärkte zwischen Brüssel und Antwerpen erfordert, wobei er auf jegliche Mitarbeit anderer Maler verzichtet hat. Diese frühe Datierung stimmt auch mit dem dendrochronologischen Gutachten (Prof. Dr. Peter Klein) überein, was eine mögliche Entstehung des Gemäldes ab 1598 indiziert. Eine Besonderheit dieses Gemäldes ist das Einbringen von kleinen Diamanten, rechts unten auf der Tischplatte zwischen Käfern und der Jasminblüte zu sehen. Dies geht aus einer Erklärung des bereits genannten Mailänder Gönners Cardinal Federico Borromeo hervor: Entsprechend dessen Äußerungen (Musaeum 1625) hat ein Gemälde den Wert von Edelsteinen, und er hätte auch entsprechend dafür bezahlt. So haben wir es mit vorliegendem Blumenbild Brueghels auch mit einem Dokument der Stilllebenmalerei der Zeit generell zu tun. Ein vergleichbares Stillleben findet sich in der Gemäldeabteilung des Kunsthistorischen Museum zu Wien (GG-548), mit ähnlicher Verteilung und Verwendung der Blumen. Auch dort sind an entsprechender Stelle auf der Tischplatte Wertobjekte zu sehen: ein Edelsteinring, Diamanten und Münzen; wobei die Münzdatierung 1599 nicht eindeutig als Datierung des Gemäldes gesehen werden kann. Der Autor der beiliegenden Expertise ersucht den Eigentümer des Bildes, dieses bedeutende Werk für die geplante Ausstellung „The Brueghel-Dynasty“ im Noordbrabants Museum in ´s-Hertogenbosch für Herbst 2023 leihweise zur Verfügung zu stellen.

Anmerkung:
Jan Brueghel d. Ä. war Sohn des Pieter Brueghels I (um 1525-um 1569) und der jüngere Bruder des Pieter Brueghels II (um 1564-1637/38). Seine Freundschaft mit Paul Bril (um 1554-1626) anlässlich des gemeinschaftlichen Aufenthaltes in Rom ist ebenso bekannt, wie seine Zusammenarbeit mit Johann Rottenhammer (1564-1625). Zurück in Flandern wurde er 1597 Mitglied der Antwerpener Lukasgilde, später deren Dekan. Auch sein Sohn Jan Brueghel d. J. setzte die Maltradition erfolgreich fort. 1604 in Prag, wirkte er anschließend für den Hof in Brüssel. Letztlich zeugt das Gruppenbild seiner Familie, gemalt von Peter Paul Rubens, vom Rang des Künstlers zu seiner Zeit (Courtauld Gallery London). A.R. (1302111)

Jan Brueghel the Elder,
also known as "Velvet-Brueghel" or "Flower-Brueghel",
1568 Brussels – 1625 Antwerp

LARGE FLOWER STILL LIFE WITH GEMSTONES

Oil on panel. Parquetting slats on the reverse.
65 x 43 cm.

Accompanied by an expert‘s report by Dr Jaco Rutgers, Tilburg NL, 2 July 2020.

It is obvious that the composition of the present painting is the result of a work process. This is probably one of the very first flower still lifes by the master, at a time when he was still trying to find more effective positions for individual flowers. For example, the top yellow tulip was originally intended to be placed higher up, which is an additional indication for the deliberately tall format. As highlighted in the accompanying expert‘s report, some pentimenti, i.e. visible traces of modifications made during the painting process, are obvious. This early dating also corresponds with the dendrochronological report (Professor Dr Peter Klein), which indicates that the painting may have been created after 1598. A comparable example is held at the painting department of the Kunsthistorische Museum in Vienna (GG-548). The author of the enclosed expert‘s report is requesting the owner of this important painting to make it available on loan for the planned exhibition “The Brueghel - Dynasty“ at the Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch for autumn 2023.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Estimate
Unlock
Time, Location
07 Dec 2023
Germany, Munich
Auction House
Unlock

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Öl auf Holz. Verso Parkettierklötzchen.
65 x 43 cm.

Beigegeben eine Expertise von Dr. Jaco Rutgers, Tilburg Niederlande, 2. Juli 2020.

Das Bildformat zeigt sich betont hochgestreckt. Dies mag in der Absicht des Malers gewesen sein, einen besonders hohen Strauß unterschiedlichster Blumen vorführen zu können, wobei hier die kugelförmige Vase sowohl in der Größe als auch in der tonigen Farbe bewusst weniger die allererste Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Die einzelnen Blüten sind in akribischer Genauigkeit wiedergegeben, die Farbtöne verteilen sich in dem Hochoval des Blumengebindes ausgesprochen überlegt, sodass eine Ausgewogenheit trotz aller dieser verschiedenen, zum Teil kräftigen Farben erzielt wurde. Wie im beiliegenden Gutachten hervorgehoben, lassen sich einige Pentimenti, also Abänderungen während des Malprozesses erkennen: So etwa sollte die obere gelbe Tulpenblüte ursprünglich noch weiter oben platziert werden, was als ein zusätzliches Indiz für das betont hohe Format gilt. Andererseits beweisen diese Änderungen auch, dass es sich hier wohl um eines der allerersten Blumenstilleben des Meisters handelt, in einer Zeit, als er noch bemüht war, jeweils wirkungsvollere Positionen einzelner Blüten zu finden. So war auch an der gelben Tulpe rechts unterhalb der blauen Iris eine Änderung zu entdecken. All diese Beobachtungen zeigen, dass die auf den ersten Blick so einfach erscheinende Komposition für Brueghel keineswegs von vorneherein feststand, sondern vielmehr als Ergebnis eines Werkprozesses zu sehen sind. Allein schon aus den zu unterschiedlichen Zeiten blühenden Blumen ergibt sich, dass Brueghel über die entsprechenden Monate hinweg tätig war, malte er doch die Blüten stets nach der Natur. Aus der erhaltenen Korrespondenz zwischen Brueghel und seinen Gönnern in Mailand, Cardinal Federico Borromeo und Ercole Bianchi, geht hervor, dass der Maler sich erst 1606 oder schon etwas früher diesem Bildthema gewidmet hat, indem er übliche Blumen mit ausgesprochen seltenen Blüten zu vereinen suchte. Das hat natürlich auch Reisen an entsprechende Blumenmärkte zwischen Brüssel und Antwerpen erfordert, wobei er auf jegliche Mitarbeit anderer Maler verzichtet hat. Diese frühe Datierung stimmt auch mit dem dendrochronologischen Gutachten (Prof. Dr. Peter Klein) überein, was eine mögliche Entstehung des Gemäldes ab 1598 indiziert. Eine Besonderheit dieses Gemäldes ist das Einbringen von kleinen Diamanten, rechts unten auf der Tischplatte zwischen Käfern und der Jasminblüte zu sehen. Dies geht aus einer Erklärung des bereits genannten Mailänder Gönners Cardinal Federico Borromeo hervor: Entsprechend dessen Äußerungen (Musaeum 1625) hat ein Gemälde den Wert von Edelsteinen, und er hätte auch entsprechend dafür bezahlt. So haben wir es mit vorliegendem Blumenbild Brueghels auch mit einem Dokument der Stilllebenmalerei der Zeit generell zu tun. Ein vergleichbares Stillleben findet sich in der Gemäldeabteilung des Kunsthistorischen Museum zu Wien (GG-548), mit ähnlicher Verteilung und Verwendung der Blumen. Auch dort sind an entsprechender Stelle auf der Tischplatte Wertobjekte zu sehen: ein Edelsteinring, Diamanten und Münzen; wobei die Münzdatierung 1599 nicht eindeutig als Datierung des Gemäldes gesehen werden kann. Der Autor der beiliegenden Expertise ersucht den Eigentümer des Bildes, dieses bedeutende Werk für die geplante Ausstellung „The Brueghel-Dynasty“ im Noordbrabants Museum in ´s-Hertogenbosch für Herbst 2023 leihweise zur Verfügung zu stellen.

Anmerkung:
Jan Brueghel d. Ä. war Sohn des Pieter Brueghels I (um 1525-um 1569) und der jüngere Bruder des Pieter Brueghels II (um 1564-1637/38). Seine Freundschaft mit Paul Bril (um 1554-1626) anlässlich des gemeinschaftlichen Aufenthaltes in Rom ist ebenso bekannt, wie seine Zusammenarbeit mit Johann Rottenhammer (1564-1625). Zurück in Flandern wurde er 1597 Mitglied der Antwerpener Lukasgilde, später deren Dekan. Auch sein Sohn Jan Brueghel d. J. setzte die Maltradition erfolgreich fort. 1604 in Prag, wirkte er anschließend für den Hof in Brüssel. Letztlich zeugt das Gruppenbild seiner Familie, gemalt von Peter Paul Rubens, vom Rang des Künstlers zu seiner Zeit (Courtauld Gallery London). A.R. (1302111)

Jan Brueghel the Elder,
also known as "Velvet-Brueghel" or "Flower-Brueghel",
1568 Brussels – 1625 Antwerp

LARGE FLOWER STILL LIFE WITH GEMSTONES

Oil on panel. Parquetting slats on the reverse.
65 x 43 cm.

Accompanied by an expert‘s report by Dr Jaco Rutgers, Tilburg NL, 2 July 2020.

It is obvious that the composition of the present painting is the result of a work process. This is probably one of the very first flower still lifes by the master, at a time when he was still trying to find more effective positions for individual flowers. For example, the top yellow tulip was originally intended to be placed higher up, which is an additional indication for the deliberately tall format. As highlighted in the accompanying expert‘s report, some pentimenti, i.e. visible traces of modifications made during the painting process, are obvious. This early dating also corresponds with the dendrochronological report (Professor Dr Peter Klein), which indicates that the painting may have been created after 1598. A comparable example is held at the painting department of the Kunsthistorische Museum in Vienna (GG-548). The author of the enclosed expert‘s report is requesting the owner of this important painting to make it available on loan for the planned exhibition “The Brueghel - Dynasty“ at the Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch for autumn 2023.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Time, Location
07 Dec 2023
Germany, Munich
Auction House
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