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LOT 497

Jan Willemsz Decker, um 1553 Gouda – um 1616 Delft, Grosse Landschaft mit Abrahams Opferung

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Öl auf Holz.
88 x 141 cm.
Rechts unten signiert „JW Decker“.
Verso alte aufgemalte Inventarnummer „No. 110“.

Jan Willemsz Decker war ein Zeitgenosse des Gillis II van Coninxloo (1544-1607). Zunächst nur wenig bekannt, vor allem da der zeitgenössische Künstlerbiograf Karel van Mander 1604 über ihn keine Notizen hinterlassen hatte. Zudem sind vom Maler nur wenige Werke auf uns gekommen:
Im Künstlerlexikon Thieme-Becker ist das vorliegende Gemälde bereits aufgeführt. Ein weiteres Werk befindet sich im Museum Warschau. Daneben zeigt nur noch das Stadtmuseum Reiss in Mannheim eine „Landschaft mit Tobias und dem Engel“ (Inv.Nr. 149), das früher als die Arbeit eines Nachfolgers von Van Coninxloo gesehen und erst 1995 von Prof. Heinrich G. Franz als ein Werk Deckers erkannt wurde.
Wie häufig – besonders bei großformatigen Landschaftsbildern der Zeit – sind auch hier Szenen religiöser Thematik eingeflochten, wenngleich auf den ersten Blick weniger auffällig. Und wie so oft stammen diese Staffagen von der Hand eines weiteren Künstlers, wie hier wohl auch.
Der kompositionelle Aufbau gerade dieser Landschaft wurde in der Literatur (siehe unten) bereits als eine Neuerung in der Zeit gesehen, als Vorstufe zur „Kartuschen-Landschaft“ (Franz). So erkennen wir hier zwei hintereinander gestaffelte landschaftliche Ebenen: den Vordergrund, aus erhöhter Sicht gezeigt, sowie die sich längs hinziehend Flusslandschaft der Mitte des Bildfeldes als Hintergrund, unterbrochen von dem zentral aufragenden Felsen, auf dem sich die Hauptszenerie des Bildthemas abspielt. Abraham wird soeben vom Engel von der Opferung zurückgehalten, während sein Sohn Isaak am Altar kniet. Der Widder als Opferersatz zeigt sich im Gebüsch.
Neben den zahlreichen Staffagefiguren, die am Thema unbeteiligt scheinen, illustrieren einige Gruppen synchronoptisch den biblischen Textverlauf mit Schilderungen des Davor und Danach der Hauptszene: in der Zweiergruppe an der rechten unteren Bildseite dürfte Abraham im Gespräch mit Sara zu sehen sein; rechts am Fuß des Opferfelsens wird der Hinaufgang Abrahams mit seinem Sohn gezeigt, während auf dem Felsen gleichzeitig bereits die Opferung stattfindet. Im unteren Bildzentrum nahe dem Aufstiegsweg sind zwei Männer zu sehen, einer davon mit einem Kreuzstab. Er ist als Johannes der Täufer zu deuten, nicht zufällig an einem Gewässerufer platziert. Er weist auf Abraham und Isaak, was einen Bezug zum Kreuzesopfer herstellt.
Die übrigen Staffagefiguren und Bilddetails mögen noch so manche Rätsel der Interpretation offenlassen, wie etwa die Männer rechts, die Erntesäcke in ein Scheunengebäude einbringen.
Es wurde bereits gesehen, dass einige der Staffageelemente schon in der Grafik, etwa von Hieronymus Cock von 1551 und 1558 vorgebildet waren und hier übernommen werden konnten.
Das Gemälde wird laut Auskunft des Autors (siehe Literatur) in den Zeitraum um 1582-1590 datiert. Vorangegangen waren Maas-Landschaften von Lucas van Valckenborch, entstanden am Hof Erzherzogs Matthias von Österreich (1557-1619), der seine Gemäldesammlung mit nach Wien nahm, was gemäß Franz eine Datierung unseres Bildes post quem erlaubt. A.R.

Provenienz:
1882 Sammlung G. de Jong, Amsterdam, ferner im Besitz der Erben bis 1961.
1961 Dorotheum, Wien, 15. März, Lot 19.
Bis 2015 Privatsammlung Wien, danach
Privatsammlung Luxemburg.

Literatur:
Heinrich Gerhard Franz, Niederländische Landschaftsmalerei im Zeitalter des Manierismus, Graz 1969, S. 283. (13403044) (11)

Jan Willemsz Decker,
ca. 1553 Gouda – ca. 1616 Delft

LARGE LANDSCAPE WITH ABRAHAM’S SACRIFICE
Oil on panel.
88 x 141 cm.
Signed “JW Decker“ lower right. Verso old painted inv. “no. 110“

Jan Willemsz Decker was a contemporary of Gillis II van Coninxloo (1544-1607). The artist was initially little known, mainly because the contemporary artist biographer Karel van Mander had left no notes about him in 1604.

Provenance:
1882 Collection G. de Jong, Amsterdam, then owned by the heirs until 1961.
1961 Dorotheum, Vienna, 15 March, lot 19.
Until 2015 private collection Vienna, thereafter
Private collection, Luxemburg.

Literature:
Heinrich Gerhard Franz, Niederländische Landschaftsmalerei im Zeitalter des Manierismus, Graz 1969, p. 283.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Estimate
Unlock
Time, Location
08 Dec 2022
Germany, Munich
Auction House
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Öl auf Holz.
88 x 141 cm.
Rechts unten signiert „JW Decker“.
Verso alte aufgemalte Inventarnummer „No. 110“.

Jan Willemsz Decker war ein Zeitgenosse des Gillis II van Coninxloo (1544-1607). Zunächst nur wenig bekannt, vor allem da der zeitgenössische Künstlerbiograf Karel van Mander 1604 über ihn keine Notizen hinterlassen hatte. Zudem sind vom Maler nur wenige Werke auf uns gekommen:
Im Künstlerlexikon Thieme-Becker ist das vorliegende Gemälde bereits aufgeführt. Ein weiteres Werk befindet sich im Museum Warschau. Daneben zeigt nur noch das Stadtmuseum Reiss in Mannheim eine „Landschaft mit Tobias und dem Engel“ (Inv.Nr. 149), das früher als die Arbeit eines Nachfolgers von Van Coninxloo gesehen und erst 1995 von Prof. Heinrich G. Franz als ein Werk Deckers erkannt wurde.
Wie häufig – besonders bei großformatigen Landschaftsbildern der Zeit – sind auch hier Szenen religiöser Thematik eingeflochten, wenngleich auf den ersten Blick weniger auffällig. Und wie so oft stammen diese Staffagen von der Hand eines weiteren Künstlers, wie hier wohl auch.
Der kompositionelle Aufbau gerade dieser Landschaft wurde in der Literatur (siehe unten) bereits als eine Neuerung in der Zeit gesehen, als Vorstufe zur „Kartuschen-Landschaft“ (Franz). So erkennen wir hier zwei hintereinander gestaffelte landschaftliche Ebenen: den Vordergrund, aus erhöhter Sicht gezeigt, sowie die sich längs hinziehend Flusslandschaft der Mitte des Bildfeldes als Hintergrund, unterbrochen von dem zentral aufragenden Felsen, auf dem sich die Hauptszenerie des Bildthemas abspielt. Abraham wird soeben vom Engel von der Opferung zurückgehalten, während sein Sohn Isaak am Altar kniet. Der Widder als Opferersatz zeigt sich im Gebüsch.
Neben den zahlreichen Staffagefiguren, die am Thema unbeteiligt scheinen, illustrieren einige Gruppen synchronoptisch den biblischen Textverlauf mit Schilderungen des Davor und Danach der Hauptszene: in der Zweiergruppe an der rechten unteren Bildseite dürfte Abraham im Gespräch mit Sara zu sehen sein; rechts am Fuß des Opferfelsens wird der Hinaufgang Abrahams mit seinem Sohn gezeigt, während auf dem Felsen gleichzeitig bereits die Opferung stattfindet. Im unteren Bildzentrum nahe dem Aufstiegsweg sind zwei Männer zu sehen, einer davon mit einem Kreuzstab. Er ist als Johannes der Täufer zu deuten, nicht zufällig an einem Gewässerufer platziert. Er weist auf Abraham und Isaak, was einen Bezug zum Kreuzesopfer herstellt.
Die übrigen Staffagefiguren und Bilddetails mögen noch so manche Rätsel der Interpretation offenlassen, wie etwa die Männer rechts, die Erntesäcke in ein Scheunengebäude einbringen.
Es wurde bereits gesehen, dass einige der Staffageelemente schon in der Grafik, etwa von Hieronymus Cock von 1551 und 1558 vorgebildet waren und hier übernommen werden konnten.
Das Gemälde wird laut Auskunft des Autors (siehe Literatur) in den Zeitraum um 1582-1590 datiert. Vorangegangen waren Maas-Landschaften von Lucas van Valckenborch, entstanden am Hof Erzherzogs Matthias von Österreich (1557-1619), der seine Gemäldesammlung mit nach Wien nahm, was gemäß Franz eine Datierung unseres Bildes post quem erlaubt. A.R.

Provenienz:
1882 Sammlung G. de Jong, Amsterdam, ferner im Besitz der Erben bis 1961.
1961 Dorotheum, Wien, 15. März, Lot 19.
Bis 2015 Privatsammlung Wien, danach
Privatsammlung Luxemburg.

Literatur:
Heinrich Gerhard Franz, Niederländische Landschaftsmalerei im Zeitalter des Manierismus, Graz 1969, S. 283. (13403044) (11)

Jan Willemsz Decker,
ca. 1553 Gouda – ca. 1616 Delft

LARGE LANDSCAPE WITH ABRAHAM’S SACRIFICE
Oil on panel.
88 x 141 cm.
Signed “JW Decker“ lower right. Verso old painted inv. “no. 110“

Jan Willemsz Decker was a contemporary of Gillis II van Coninxloo (1544-1607). The artist was initially little known, mainly because the contemporary artist biographer Karel van Mander had left no notes about him in 1604.

Provenance:
1882 Collection G. de Jong, Amsterdam, then owned by the heirs until 1961.
1961 Dorotheum, Vienna, 15 March, lot 19.
Until 2015 private collection Vienna, thereafter
Private collection, Luxemburg.

Literature:
Heinrich Gerhard Franz, Niederländische Landschaftsmalerei im Zeitalter des Manierismus, Graz 1969, p. 283.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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08 Dec 2022
Germany, Munich
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