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LOT 513

Osias Beert d. Ä., um 1580 Antwerpen – 1623/24 ebenda, zug., STILLLEBEN MIT PRUNKPOKAL, GLÄSERN UND FRUCHTSCHALEN

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Öl auf Kupfer.
49 x 65 cm.
Die Kupferplatte trägt auf der Rückseite den Hersteller- Prägestempel von Peter Stax, Antwerpen, datiert „1608“.

Further information on this artwork

Schon der erste Eindruck, den das Gemälde hinterlässt, führt uns zu einer neuen Bildauffassung dieser Zeit, nämlich des „autonomen Stilllebens“. Das heißt, die dargestellten Gegenstände sollen einzig für sich sprechen, ohne Bildverweise, etwa auf Bibelthemen, ohne agierende Figuren oder ähnliches Beiwerk. Osias Beert war damit einer der bekanntesten Stilllebenmaler des beginnenden 17. Jahrhunderts und auf diesem Gebiet einer der ersten, die sich ganz auf die Präsentation vor allem hochwertiger Gefäße, seltener Chinaporzellanschalen, vor allem aber einer eleganten Dekorierung verlockender Früchte und Speisen konzentriert hat. Dieser Aspekt ist auch in dem vorliegenden Stillleben zu erkennen.
So konkurrieren die einzelnen Gegenstände in ihrer jeweils verlockenden Wirkung. Dennoch zeigt sich ein klar gegliederter Aufbau: Das Zentrum beherrscht ein goldener Deckelpokal, sowohl in seiner leuchtenden Farbigkeit als auch in der Dominanz durch seine Höhe. Nahezu in einem Waagschalen-Gleichgewicht flankieren zwei zart gestaltete Gläser, eines in Schalenform mit Weißwein, das Rechte fasst den Rotwein bis hinunter in den Stiel - beide Gläser in filigraner Glastechnik mit angesetzten Henkeln gestaltet. Dieser horizontalen Gliederung und der Strenge gegenüber erscheinen die drei Früchteplatten scheinbar willkürlich gelegt. Dennoch liegt auch hierin reife Überlegung. Die zuvorderst am Tischrand liegende Platte zeigt sich als wertvolles Chinaporzellan, gefüllt mit gemischten Baumfrüchten und geöffneter Walnussschale. Ein Messer mit kostbarem Elfenbeingriff liegt davor an der Tischkante, für den Betrachter „zum Greifen nah“ und ihn einladend zum Genießen mit den Augen. Dem Wein geschmacklich zugeordnet sind die entsprechenden Füllungen der Zinnteller: Helle und dunkle Trauben beim weißen Wein, mit Kräuterblättern überstreute grüne Oliven neben dem Roten. Dabei wurden auch jeweils die Komplementärfarben Rot und Grün in Zusammenstellung gebracht. Ein Stück Weißbrot fungiert hier nicht nur kompositionell, sondern auch im Sinne der Genussabrundung.
Fast unmerklich hat sich auch Leben in dieses „nature morte“- Thema eingefunden, in Gestalt zweier Schmetterlinge, ein Motiv, das in der Folge der späteren Stilllebenmalerei mit Insekten und Kleintieren noch wesentlich weiter kultiviert werden sollte.

Stilistisch steht Osias Beert d. Ä. den anderen frühen Meistern auf diesem Gebiet nahe, wie Clara Peeters (um 1585-um 1655), Jacob van Hulsdonck (1582-1647) oder Jan Brueghel d. Ä. (1568-1625), aber auch Georg Flegel (1566-1638). Jedoch ist, auch in diesem Bild, sein feinerer eleganter Geschmack erkennbar, eine wohl nur ihm eigene Charakteristik. Als Schüler des Andries van Baseroo wurde er 1602 Meister der Antwerpener Lukasgilde. Neben seinem Sohn, Osias Beert d. J. (1622-1678) sind uns auch etliche seiner Schüler bekannt geworden, wie vor allem Fans Ykens (um 1601-um 1693) oder Jan Willemsen u.a.

Nur zwölf von insgesamt nahezu 100 Gemälden hat der Meisters signiert. Eine Datierung finden wir auf keinem einzigen seiner Bilder. Allerdings wissen wir, dass Osias Beert d. Ä. bei seinen Stillleben neben Eichenholz vor allem Kupferplatten verwendet hat, was auch hier der Fall ist. A. R. (1231152) (11)

Osias Beert the Elder,
ca. 1580 Antwerp – 1623/24 ibid., attributed
STILL LIFE WITH MAGNIFICENT TROPHY CUP, GLASSES AND FRUIT BOWLS Oil on copper.
49 x 65 cm.
The copper plate with embossed manufacturer stamp by Peter Stax, Antwerp, dated „1608“ on the reverse.

The first impression of the painting already suggests a new image concept of the time, namely the “autonomous still life.
Osias Beert was one of the most famous still life painters of the early 17th century and one of the first in this genre concentrating entirely on the depiction of high-quality vessels, rare Chinese porcelain bowls but especially his elegant depiction of tantalizing fruit and food.

Osias Beert the Elder‘s style is similar to that of other early masters in this genre such as Clara Peeters (ca. 1585-ca. 1655), Jacob van Hulsdonck (1582-1647) or Jan Brueghel the Elder (1568-1625), but also Georg Flegel (1566-1638). As in the painting on offer for sale here, however, his more refined and elegant taste is obvious - probably a unique characteristic feature of his work. As a student of Andries van Baseroo he became a master at the Guild of Saint Luke in Antwerp in 1602. Apart from his son Osias Beert the Younger (1622-1678) numerous of his students are known, especially Fans Ykens (ca. 1601-ca. 1693) or Jan Willemsen among others.

The master only signed twelve of overall almost 100 paintings and none of his paintings are dated. It is, however, well established that Osias Beert the Elder used oak panels and especially copper plates for his still lifes, which is also the case on this occasion.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Estimate
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Time, Location
02 Jul 2020
Germany, Munich
Auction House
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Öl auf Kupfer.
49 x 65 cm.
Die Kupferplatte trägt auf der Rückseite den Hersteller- Prägestempel von Peter Stax, Antwerpen, datiert „1608“.

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Schon der erste Eindruck, den das Gemälde hinterlässt, führt uns zu einer neuen Bildauffassung dieser Zeit, nämlich des „autonomen Stilllebens“. Das heißt, die dargestellten Gegenstände sollen einzig für sich sprechen, ohne Bildverweise, etwa auf Bibelthemen, ohne agierende Figuren oder ähnliches Beiwerk. Osias Beert war damit einer der bekanntesten Stilllebenmaler des beginnenden 17. Jahrhunderts und auf diesem Gebiet einer der ersten, die sich ganz auf die Präsentation vor allem hochwertiger Gefäße, seltener Chinaporzellanschalen, vor allem aber einer eleganten Dekorierung verlockender Früchte und Speisen konzentriert hat. Dieser Aspekt ist auch in dem vorliegenden Stillleben zu erkennen.
So konkurrieren die einzelnen Gegenstände in ihrer jeweils verlockenden Wirkung. Dennoch zeigt sich ein klar gegliederter Aufbau: Das Zentrum beherrscht ein goldener Deckelpokal, sowohl in seiner leuchtenden Farbigkeit als auch in der Dominanz durch seine Höhe. Nahezu in einem Waagschalen-Gleichgewicht flankieren zwei zart gestaltete Gläser, eines in Schalenform mit Weißwein, das Rechte fasst den Rotwein bis hinunter in den Stiel - beide Gläser in filigraner Glastechnik mit angesetzten Henkeln gestaltet. Dieser horizontalen Gliederung und der Strenge gegenüber erscheinen die drei Früchteplatten scheinbar willkürlich gelegt. Dennoch liegt auch hierin reife Überlegung. Die zuvorderst am Tischrand liegende Platte zeigt sich als wertvolles Chinaporzellan, gefüllt mit gemischten Baumfrüchten und geöffneter Walnussschale. Ein Messer mit kostbarem Elfenbeingriff liegt davor an der Tischkante, für den Betrachter „zum Greifen nah“ und ihn einladend zum Genießen mit den Augen. Dem Wein geschmacklich zugeordnet sind die entsprechenden Füllungen der Zinnteller: Helle und dunkle Trauben beim weißen Wein, mit Kräuterblättern überstreute grüne Oliven neben dem Roten. Dabei wurden auch jeweils die Komplementärfarben Rot und Grün in Zusammenstellung gebracht. Ein Stück Weißbrot fungiert hier nicht nur kompositionell, sondern auch im Sinne der Genussabrundung.
Fast unmerklich hat sich auch Leben in dieses „nature morte“- Thema eingefunden, in Gestalt zweier Schmetterlinge, ein Motiv, das in der Folge der späteren Stilllebenmalerei mit Insekten und Kleintieren noch wesentlich weiter kultiviert werden sollte.

Stilistisch steht Osias Beert d. Ä. den anderen frühen Meistern auf diesem Gebiet nahe, wie Clara Peeters (um 1585-um 1655), Jacob van Hulsdonck (1582-1647) oder Jan Brueghel d. Ä. (1568-1625), aber auch Georg Flegel (1566-1638). Jedoch ist, auch in diesem Bild, sein feinerer eleganter Geschmack erkennbar, eine wohl nur ihm eigene Charakteristik. Als Schüler des Andries van Baseroo wurde er 1602 Meister der Antwerpener Lukasgilde. Neben seinem Sohn, Osias Beert d. J. (1622-1678) sind uns auch etliche seiner Schüler bekannt geworden, wie vor allem Fans Ykens (um 1601-um 1693) oder Jan Willemsen u.a.

Nur zwölf von insgesamt nahezu 100 Gemälden hat der Meisters signiert. Eine Datierung finden wir auf keinem einzigen seiner Bilder. Allerdings wissen wir, dass Osias Beert d. Ä. bei seinen Stillleben neben Eichenholz vor allem Kupferplatten verwendet hat, was auch hier der Fall ist. A. R. (1231152) (11)

Osias Beert the Elder,
ca. 1580 Antwerp – 1623/24 ibid., attributed
STILL LIFE WITH MAGNIFICENT TROPHY CUP, GLASSES AND FRUIT BOWLS Oil on copper.
49 x 65 cm.
The copper plate with embossed manufacturer stamp by Peter Stax, Antwerp, dated „1608“ on the reverse.

The first impression of the painting already suggests a new image concept of the time, namely the “autonomous still life.
Osias Beert was one of the most famous still life painters of the early 17th century and one of the first in this genre concentrating entirely on the depiction of high-quality vessels, rare Chinese porcelain bowls but especially his elegant depiction of tantalizing fruit and food.

Osias Beert the Elder‘s style is similar to that of other early masters in this genre such as Clara Peeters (ca. 1585-ca. 1655), Jacob van Hulsdonck (1582-1647) or Jan Brueghel the Elder (1568-1625), but also Georg Flegel (1566-1638). As in the painting on offer for sale here, however, his more refined and elegant taste is obvious - probably a unique characteristic feature of his work. As a student of Andries van Baseroo he became a master at the Guild of Saint Luke in Antwerp in 1602. Apart from his son Osias Beert the Younger (1622-1678) numerous of his students are known, especially Fans Ykens (ca. 1601-ca. 1693) or Jan Willemsen among others.

The master only signed twelve of overall almost 100 paintings and none of his paintings are dated. It is, however, well established that Osias Beert the Elder used oak panels and especially copper plates for his still lifes, which is also the case on this occasion.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Estimate
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Time, Location
02 Jul 2020
Germany, Munich
Auction House
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