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LOT 297

Polidoro da Caravaggio, um 1497 Caravaggio – um 1543 Messina, RÖMISCHER TRIUMPHZUG

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Gemäldepaar
sowie
BACCHANAL Jeweils Öl auf Leinwand. Doubliert.
34 x 100 cm.

Die beiden Gemälde in extremem Längsformat, in Entsprechung antiker bzw. Renaissance-Friesmalereien oder -Reliefs. Möglicherweise wurden sie als Supraporten oder für Kabinettfelderungen geschaffen. Die Farbigkeit in beige-bräunlichem Camaieu lässt die Figuren im Sinne eines Steinreliefs erscheinen, jedoch mit völlig dunklem Hintergrund, vor dem sie sich betont abheben. Im erstgenannten Bild zieht ein römischer Triumphzug nach links. Die Hauptfigur, ein Feldherr oder Imperator, sitzt mit erhobenem Feldherrnstab und einer Siegespalme in der Linken auf einer Biga, von zwei Pferden gezogen. Er hält den Kopf zurückgewandt und blickt auf den behelmten Träger einer Legionsstandarte, dem zwei Krieger folgen. Dazwischen ein Mann mit Helm, der den Rotulus mit der Aufschrift „SPQR“ hochhält. Kannen und Amphoren tragende Frauen sowie ein Musiker mit Doppelaulos und Lorbeerkranz begleiten den Zug. Die Gefangenen, zwei davon in langen Philosophenmänteln, ziehen voraus, die Köpfe gesenkt. Am linken Bildrand ein geharnischter weiterer Standartenträger zwischen einem Jüngling mit erhobener Beuterüstung sowie einem weiteren, der mit geschultertem Beil einen jungen Stier führt, der zum Tempel als Opfertier geführt wird. Im Gegenstück wird das wilde Treiben eines antiken Bacchanals präsentiert. Die Ausführung in entsprechender Farbigkeit. Auch hier findet sich die Hauptfigur rechts im Bild, ein beleibter Bacchus mit Weinschale schwankend auf einem Esel reitend, gestützt von einem Satyr und einem Knäblein, der sein Bein sichert. Davor ein Ziegenbock, Symbol der Trunkenheit. In die rechte untere Ecke hat der Maler eine junge Frau eingefügt, darüber ein Hornbläser. Die linke Bildseite ist durch eine Herme betont, die mit einem Kranz geschmückt wird. Die gesamte Mittelzone wird von musizierenden Jünglingen und Mänaden im Tanzschritt belebt, mit Triangel, Serpenthorn, Doppelauloi, Becken oder Tyrsosstab. Der bocksbeinige Pan mit Panflöte.
Die Darstellungen evozieren den Eindruck eines Hochrelief-Plastikfrieses, dies besonders durch die Beleuchtung von links, mit entsprechenden Schattenbildungen und dunkler gehaltenen Figuren im Hintergrund. A. R.

Der Maler ist bereits in den Künstlerviten des Vasari genannt. Demnach kam er 18-jährig nach Rom, wo er wahrscheinlich in der Werkstatt von Giulio und Giovanni da Udine lernen konnte. Schon zu seiner Zeit wurde er durch seine Malereien an Gebäudefassaden in der monochromen Sgraffito-Technik gerühmt. Die Thematik seiner Werke greift fast ausschließlich in die Mythologie der Antike. Verblüfft hatte er seine Zeitgenossen mit seiner damals völlig neuen Chiaroscuro-Malerei. Auch die Tatsache, dass er als Erster in Italien Heiligenfiguren als winzige Gestalten in die Landschaften setzte, lediglich als Staffagefiguren. Die Pestepidemie und der Sacco di Roma veranlassten den Maler 1527 nach Neapel zu ziehen, um dann 1530 in Messina Aufträge des spanischen Konsuls anzunehmen, Werke die jedoch dem Erdbeben 1908 zum Opfer fielen. Die letzte Nachricht über seine Tätigkeit ist der Auftrag der Stadt Messina, den Sieg Kaiser Karls V auf ein hölzernes Triumphtor zu malen. 1543 starb der Maler eines gewaltsamen Todes. Quellen nennen seinen Schüler Tonno Calabrese als den Täter, der angeblich an sein Geld kommen wollte. Neben Deodato Guinaccia waren Antonio Catalano, Stefano Giordano, Jacopo Vigneri und Mariano Riccio seine letzten Schüler in Messina. Werke seiner Hand finden sich in zahlreichen bedeutenden öffentlichen Sammlungen und Museen, wie der National Gallery London, der Royal Collection Windsor, dem Nationalmuseum Capodimonte Napoli oder dem Metropolitan Musem of Art, N.Y.

Literatur:
Die beiden Gemälde sind besprochen und abgebildet in: Maurizio Marini (Hrsg.), Polidoro Caldara da Caravaggio. L'invidia e la fortuna, Venedig 2005. (1281111) (11)

Polidoro da Caravaggio,
ca. 1497 Caravaggio – ca. 1543 Messina
A pair of paintings
ROMAN TRIUMPHAL PROCESSION
and
BACCHANAL
Oil on canvas each. Relined.
34 x 100 cm.

The depictions give the impression of a three-dimensional high relief frieze, especially as the scenes are lit from the left with respective shadowing and the figures in the background being depicted darker.

Literature:
Both paintings are illustrated and discussed in: M. Marini (ed.), Polidoro Caldara da Caravaggio. L'invidia e la fortuna, Venice, 2005.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Estimate
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Time, Location
23 Sep 2021
Germany, Munich
Auction House
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Gemäldepaar
sowie
BACCHANAL Jeweils Öl auf Leinwand. Doubliert.
34 x 100 cm.

Die beiden Gemälde in extremem Längsformat, in Entsprechung antiker bzw. Renaissance-Friesmalereien oder -Reliefs. Möglicherweise wurden sie als Supraporten oder für Kabinettfelderungen geschaffen. Die Farbigkeit in beige-bräunlichem Camaieu lässt die Figuren im Sinne eines Steinreliefs erscheinen, jedoch mit völlig dunklem Hintergrund, vor dem sie sich betont abheben. Im erstgenannten Bild zieht ein römischer Triumphzug nach links. Die Hauptfigur, ein Feldherr oder Imperator, sitzt mit erhobenem Feldherrnstab und einer Siegespalme in der Linken auf einer Biga, von zwei Pferden gezogen. Er hält den Kopf zurückgewandt und blickt auf den behelmten Träger einer Legionsstandarte, dem zwei Krieger folgen. Dazwischen ein Mann mit Helm, der den Rotulus mit der Aufschrift „SPQR“ hochhält. Kannen und Amphoren tragende Frauen sowie ein Musiker mit Doppelaulos und Lorbeerkranz begleiten den Zug. Die Gefangenen, zwei davon in langen Philosophenmänteln, ziehen voraus, die Köpfe gesenkt. Am linken Bildrand ein geharnischter weiterer Standartenträger zwischen einem Jüngling mit erhobener Beuterüstung sowie einem weiteren, der mit geschultertem Beil einen jungen Stier führt, der zum Tempel als Opfertier geführt wird. Im Gegenstück wird das wilde Treiben eines antiken Bacchanals präsentiert. Die Ausführung in entsprechender Farbigkeit. Auch hier findet sich die Hauptfigur rechts im Bild, ein beleibter Bacchus mit Weinschale schwankend auf einem Esel reitend, gestützt von einem Satyr und einem Knäblein, der sein Bein sichert. Davor ein Ziegenbock, Symbol der Trunkenheit. In die rechte untere Ecke hat der Maler eine junge Frau eingefügt, darüber ein Hornbläser. Die linke Bildseite ist durch eine Herme betont, die mit einem Kranz geschmückt wird. Die gesamte Mittelzone wird von musizierenden Jünglingen und Mänaden im Tanzschritt belebt, mit Triangel, Serpenthorn, Doppelauloi, Becken oder Tyrsosstab. Der bocksbeinige Pan mit Panflöte.
Die Darstellungen evozieren den Eindruck eines Hochrelief-Plastikfrieses, dies besonders durch die Beleuchtung von links, mit entsprechenden Schattenbildungen und dunkler gehaltenen Figuren im Hintergrund. A. R.

Der Maler ist bereits in den Künstlerviten des Vasari genannt. Demnach kam er 18-jährig nach Rom, wo er wahrscheinlich in der Werkstatt von Giulio und Giovanni da Udine lernen konnte. Schon zu seiner Zeit wurde er durch seine Malereien an Gebäudefassaden in der monochromen Sgraffito-Technik gerühmt. Die Thematik seiner Werke greift fast ausschließlich in die Mythologie der Antike. Verblüfft hatte er seine Zeitgenossen mit seiner damals völlig neuen Chiaroscuro-Malerei. Auch die Tatsache, dass er als Erster in Italien Heiligenfiguren als winzige Gestalten in die Landschaften setzte, lediglich als Staffagefiguren. Die Pestepidemie und der Sacco di Roma veranlassten den Maler 1527 nach Neapel zu ziehen, um dann 1530 in Messina Aufträge des spanischen Konsuls anzunehmen, Werke die jedoch dem Erdbeben 1908 zum Opfer fielen. Die letzte Nachricht über seine Tätigkeit ist der Auftrag der Stadt Messina, den Sieg Kaiser Karls V auf ein hölzernes Triumphtor zu malen. 1543 starb der Maler eines gewaltsamen Todes. Quellen nennen seinen Schüler Tonno Calabrese als den Täter, der angeblich an sein Geld kommen wollte. Neben Deodato Guinaccia waren Antonio Catalano, Stefano Giordano, Jacopo Vigneri und Mariano Riccio seine letzten Schüler in Messina. Werke seiner Hand finden sich in zahlreichen bedeutenden öffentlichen Sammlungen und Museen, wie der National Gallery London, der Royal Collection Windsor, dem Nationalmuseum Capodimonte Napoli oder dem Metropolitan Musem of Art, N.Y.

Literatur:
Die beiden Gemälde sind besprochen und abgebildet in: Maurizio Marini (Hrsg.), Polidoro Caldara da Caravaggio. L'invidia e la fortuna, Venedig 2005. (1281111) (11)

Polidoro da Caravaggio,
ca. 1497 Caravaggio – ca. 1543 Messina
A pair of paintings
ROMAN TRIUMPHAL PROCESSION
and
BACCHANAL
Oil on canvas each. Relined.
34 x 100 cm.

The depictions give the impression of a three-dimensional high relief frieze, especially as the scenes are lit from the left with respective shadowing and the figures in the background being depicted darker.

Literature:
Both paintings are illustrated and discussed in: M. Marini (ed.), Polidoro Caldara da Caravaggio. L'invidia e la fortuna, Venice, 2005.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Estimate
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Time, Location
23 Sep 2021
Germany, Munich
Auction House
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