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LOT 15527520715  |  Catalogue: Art

Bildnis eines Knaben, Büste im Dreiviertelprofil nach rechts.

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By Preller, Friedrich d.Ä. (1804 Eisenach - Weimar 1878)
Bleistift, weiß gehöht, auf graugrünem Papier, rechts unten signiert, bezeichnet und datiert Preller fe. Roma, d. 2. Januar 1860", links unten bezeichnet Domenico Antonio Murgiotti di Picinescu.", unten mittig alter handschriftlicher Besitzvermerk mit zartem Bleistift Elise Sigismund. Weimar d. 6. Sept. 1881". 44,5:35 cm. Entlang des linken Randes leichte Papierverfärbung, wahrscheinlich ein Wasserrand. In Begleitung seiner Frau Marie, seines Sohnes Friedrich und der Freundin Olinda Bouterweck brach Preller am 25.09.1859 nach Italien auf. Als Standquartier in Rom wurde eine Wohnung bei dem Maler J.M. Wittmer (1802-1880) in der via delle quatro fontane später in der via Porta Pinciana bezogen, von dort aus erfolgten Reisen in die Umgebung von Olevano und nach Neapel (vgl. I. Weinrautner: Friedrich Preller d.Ä. (1804-1878). Leben und Werk, Münster, Diss., Univ. Bonn, 1996, S. 74). Hauptzweck dieser fast eineinhalbjährigen Italien-Reise war, Studien für seinen zweiten berühmten Zyklus der Odyssee-Wandbilder anzufertigen, ein Auftrag des Weimarer Großherzogs Karl Alexander. In seinen Tagebuchaufzeichnungen erwähnt Preller diesen Knaben wie folgt: Am Morgen des heutigen Tages hatten wir einen schönen Knaben gezeichnet, der so reizend ist, daß wir Alle in ihn verliebt sind. Wo träfe man bei uns auch eine so noble Erscheinung. Der Bengel ist zwölf Jahre alt, lieblich und liebenswürdig zum Entzücken und dabei geweckt und gescheit. Er ist aus den neapolitanischen Bergen, trägt sein schönes Kostüm, aber könnte auch jeden Augenblick einen Prinzen vorstellen, denn Alles an ihm trägt den Stempel seltener Noblesse." (zit. aus: O. Roquette: Friedrich Preller. Ein Lebensbild, Frankfurt a.M. 1883, S. 214 f.). Das auf der Zeichnung erwähnte Dorf Picinesco liegt im Bergzug Ciociaria, der sich von Frosinone Richtung Nordwest nach Latium hinzieht. Er gehörte zum Zeitpunkt der Entstehung der Zeichnung zum Königreich Neapel. Elise Sigismund (1860 Scheibe/Kreis Rudolstadt - Weimar 1938) gehört nicht in das nähere Umfeld von Preller. Wahrscheinlich ist sie verwandt mit Ernst Sigismund, der in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts Quellenmaterial zu den Dresdener Malern des 19. Jahrhunderts besaß und zahlreiche Beiträge zum Thieme/Becker lieferte. Wenig bekannt ist Prellers umfangreiches Schaffen als Porträtist. Bereits sein erstes eigenständiges Gemälde, der Eislauf auf dem Schwansee, erregte mit den lebensnahen Bildnissen seiner Freunde das Interesse der Betrachter. Aus seiner Studienzeit in Antwerpen sind einige Bildniszeichnungen seiner Kommilitonen überliefert, besonders aber in Italien war sein Talent gefragt. In den Museen in Weimar und Heidelberg sowie in Privatbesitz haben sich rund 230 Bildniszeichnungen erhalten. Bei der Mehrzahl der Porträts handelt es sich um spontan entstandene Gelegenheitsarbeiten für die Familie und Freunde Prellers. Da Zeichner und Modell einander bekannt waren, sind die Arbeiten in der Mehrzahl nicht bezeichnet und daher oft nicht zu identifizieren." (zit. aus: Weinrautner 1996, S. 97). Wir danken Prof. Dr. M. Lehmann, Konz-Könen, für seine Hilfe bei den Recherchen zu dieser Zeichnung (Brief vom 10.11.2010). Bereits im Alter von 10 Jahren begann Friedrich Preller, dessen Talent von seinen Eltern gefördert wurde, mit Studien an der Weimarer Zeichenschule. 1818 setzte er bei dessen Direktor, dem Maler und Kunstschriftsteller H. Meyer (1760-1832), einem engen Freund und Mitarbeiter Goethes, seine Malstudien fort. 1821 - er hatte sich Geld durch Kolorieren von Stichen für F.J.J. Bertuch (1747-1822) verdient - ging er nach Dresden. Hier begann er mit dem Kopieren von Altmeistergemälden aus der Dresdener Galerie. Erste Fahrten mit anderen Kunststudenten zum Studium der Natur in die nähere Umgebung Dresdens folgten. Durch Goethes Vermittlung - Preller war inzwischen dessen Schützling geworden - lernte er auch C.G. Carus (1789-1869) kennen, der ihn künstlerisch anleitete. Goethe selbst beauftragte Preller nach dessen erstem Dresden-Aufenthalt, für seine naturwissenschaftlichen Untersuchungen Reinzeichnungen von Wolkenstudien anzufertigen. Mit finanzieller Unterstützung des Großherzogs Karl August konnte Preller nach Antwerpen reisen, wo er 1824-1826 an der Akademie bei M.I. van Bree (1773-1839) seine Studien fortsetzte. Kurz nach seiner Rückkehr ermöglichte ihm jetzt ein Jahresstipendium des Großherzogs 1826-1828 einen Aufenthalt in Mailand, wo er an der Akademie bei Cattaneo studierte. 1828-1831 hielt Preller sich in Rom auf und wurde maßgebend von J.A. Koch (1768-1839), mit dem er Ausflüge in die nähere Umgebung der Stadt unternahm, beeinflußt; daneben hatten die Landschaftsmaler Cl. Lorrain (1600-1682), N. Poussin (1594-1665) und G. Dughet (1613-175) Vorbildcharakter; die Freundschaft mit B. Genelli (1798-1868) brachte darüber hinaus Anregungen für seinen Figurenstil. Von Rom aus besuchte Preller Olevano und Neapel. Auch war er rege am deutsch-römischen Kunstleben beteiligt, so war er Gründungsmitglied des römischen Kunstvereins sowie General der Ponte-Molle-Gesellschaft. Nach seiner Rückkehr nach Weimar wurde Preller 1832 erst Lehrer an der Zeichenschule, 1844 erfolgte die Ernennung zum Professor und Hofmaler. 1837 unternahm er, zunächst aus gesundheitlichen Gründen, eine erste Reise nach Rügen; 1839, 1847 und zuletzt 1872 folgten weitere - Prellers Nordlandbegeisterung führte ihn 1840 zudem nach Norwegen. Sein Ruf als bedeutender Maler melancholischer nordischer Landschaften und wilder Seestücke wurde dadurch noch ausgebaut. 1868 wurde Preller schließlich Direktor der Weimarer Zeichenschule.
Publication year:
Vendor: Galerie Joseph Fach GmbH

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Germany, Oberursel
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By Preller, Friedrich d.Ä. (1804 Eisenach - Weimar 1878)
Bleistift, weiß gehöht, auf graugrünem Papier, rechts unten signiert, bezeichnet und datiert Preller fe. Roma, d. 2. Januar 1860", links unten bezeichnet Domenico Antonio Murgiotti di Picinescu.", unten mittig alter handschriftlicher Besitzvermerk mit zartem Bleistift Elise Sigismund. Weimar d. 6. Sept. 1881". 44,5:35 cm. Entlang des linken Randes leichte Papierverfärbung, wahrscheinlich ein Wasserrand. In Begleitung seiner Frau Marie, seines Sohnes Friedrich und der Freundin Olinda Bouterweck brach Preller am 25.09.1859 nach Italien auf. Als Standquartier in Rom wurde eine Wohnung bei dem Maler J.M. Wittmer (1802-1880) in der via delle quatro fontane später in der via Porta Pinciana bezogen, von dort aus erfolgten Reisen in die Umgebung von Olevano und nach Neapel (vgl. I. Weinrautner: Friedrich Preller d.Ä. (1804-1878). Leben und Werk, Münster, Diss., Univ. Bonn, 1996, S. 74). Hauptzweck dieser fast eineinhalbjährigen Italien-Reise war, Studien für seinen zweiten berühmten Zyklus der Odyssee-Wandbilder anzufertigen, ein Auftrag des Weimarer Großherzogs Karl Alexander. In seinen Tagebuchaufzeichnungen erwähnt Preller diesen Knaben wie folgt: Am Morgen des heutigen Tages hatten wir einen schönen Knaben gezeichnet, der so reizend ist, daß wir Alle in ihn verliebt sind. Wo träfe man bei uns auch eine so noble Erscheinung. Der Bengel ist zwölf Jahre alt, lieblich und liebenswürdig zum Entzücken und dabei geweckt und gescheit. Er ist aus den neapolitanischen Bergen, trägt sein schönes Kostüm, aber könnte auch jeden Augenblick einen Prinzen vorstellen, denn Alles an ihm trägt den Stempel seltener Noblesse." (zit. aus: O. Roquette: Friedrich Preller. Ein Lebensbild, Frankfurt a.M. 1883, S. 214 f.). Das auf der Zeichnung erwähnte Dorf Picinesco liegt im Bergzug Ciociaria, der sich von Frosinone Richtung Nordwest nach Latium hinzieht. Er gehörte zum Zeitpunkt der Entstehung der Zeichnung zum Königreich Neapel. Elise Sigismund (1860 Scheibe/Kreis Rudolstadt - Weimar 1938) gehört nicht in das nähere Umfeld von Preller. Wahrscheinlich ist sie verwandt mit Ernst Sigismund, der in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts Quellenmaterial zu den Dresdener Malern des 19. Jahrhunderts besaß und zahlreiche Beiträge zum Thieme/Becker lieferte. Wenig bekannt ist Prellers umfangreiches Schaffen als Porträtist. Bereits sein erstes eigenständiges Gemälde, der Eislauf auf dem Schwansee, erregte mit den lebensnahen Bildnissen seiner Freunde das Interesse der Betrachter. Aus seiner Studienzeit in Antwerpen sind einige Bildniszeichnungen seiner Kommilitonen überliefert, besonders aber in Italien war sein Talent gefragt. In den Museen in Weimar und Heidelberg sowie in Privatbesitz haben sich rund 230 Bildniszeichnungen erhalten. Bei der Mehrzahl der Porträts handelt es sich um spontan entstandene Gelegenheitsarbeiten für die Familie und Freunde Prellers. Da Zeichner und Modell einander bekannt waren, sind die Arbeiten in der Mehrzahl nicht bezeichnet und daher oft nicht zu identifizieren." (zit. aus: Weinrautner 1996, S. 97). Wir danken Prof. Dr. M. Lehmann, Konz-Könen, für seine Hilfe bei den Recherchen zu dieser Zeichnung (Brief vom 10.11.2010). Bereits im Alter von 10 Jahren begann Friedrich Preller, dessen Talent von seinen Eltern gefördert wurde, mit Studien an der Weimarer Zeichenschule. 1818 setzte er bei dessen Direktor, dem Maler und Kunstschriftsteller H. Meyer (1760-1832), einem engen Freund und Mitarbeiter Goethes, seine Malstudien fort. 1821 - er hatte sich Geld durch Kolorieren von Stichen für F.J.J. Bertuch (1747-1822) verdient - ging er nach Dresden. Hier begann er mit dem Kopieren von Altmeistergemälden aus der Dresdener Galerie. Erste Fahrten mit anderen Kunststudenten zum Studium der Natur in die nähere Umgebung Dresdens folgten. Durch Goethes Vermittlung - Preller war inzwischen dessen Schützling geworden - lernte er auch C.G. Carus (1789-1869) kennen, der ihn künstlerisch anleitete. Goethe selbst beauftragte Preller nach dessen erstem Dresden-Aufenthalt, für seine naturwissenschaftlichen Untersuchungen Reinzeichnungen von Wolkenstudien anzufertigen. Mit finanzieller Unterstützung des Großherzogs Karl August konnte Preller nach Antwerpen reisen, wo er 1824-1826 an der Akademie bei M.I. van Bree (1773-1839) seine Studien fortsetzte. Kurz nach seiner Rückkehr ermöglichte ihm jetzt ein Jahresstipendium des Großherzogs 1826-1828 einen Aufenthalt in Mailand, wo er an der Akademie bei Cattaneo studierte. 1828-1831 hielt Preller sich in Rom auf und wurde maßgebend von J.A. Koch (1768-1839), mit dem er Ausflüge in die nähere Umgebung der Stadt unternahm, beeinflußt; daneben hatten die Landschaftsmaler Cl. Lorrain (1600-1682), N. Poussin (1594-1665) und G. Dughet (1613-175) Vorbildcharakter; die Freundschaft mit B. Genelli (1798-1868) brachte darüber hinaus Anregungen für seinen Figurenstil. Von Rom aus besuchte Preller Olevano und Neapel. Auch war er rege am deutsch-römischen Kunstleben beteiligt, so war er Gründungsmitglied des römischen Kunstvereins sowie General der Ponte-Molle-Gesellschaft. Nach seiner Rückkehr nach Weimar wurde Preller 1832 erst Lehrer an der Zeichenschule, 1844 erfolgte die Ernennung zum Professor und Hofmaler. 1837 unternahm er, zunächst aus gesundheitlichen Gründen, eine erste Reise nach Rügen; 1839, 1847 und zuletzt 1872 folgten weitere - Prellers Nordlandbegeisterung führte ihn 1840 zudem nach Norwegen. Sein Ruf als bedeutender Maler melancholischer nordischer Landschaften und wilder Seestücke wurde dadurch noch ausgebaut. 1868 wurde Preller schließlich Direktor der Weimarer Zeichenschule.
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