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LOT 455

Astronomische Tischuhr des Meisters Hieronymus Syx (1680 – 1726)

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Ein süddeutsches Meisterstück des Augsburger Barock.
Vergoldet, Silber und seltenes Kunckel-Goldrubinglas.

78,7 x 32,4 x 26,4 cm.
Signiert auf beiden Platinen „Hyeronimus Syx / Augustae Vindelicorum“ und mit Augsburger Pyr-Marken (Zirbelnuss). Hieronymus Syx (1680 – 1726, Meister ab 1705).
Augsburg, 1705. (†)

Das Gehäuse:
Allseits mit Kunckel-Goldrubinglas verziert. Der als Bekrönung fungierende kniende Atlas trägt eine Weltkugel mit eingraviertem Band, auf welchem die Mondphasen angezeigt werden. Darunter eine vierstufige konisch zulaufende Struktur mit innenliegendem Glockenwerk, wobei jedes Element mit repoussiertem, silbernem Blattornament, flankiert von blattgekrönten Kugeln in Kunckel-Stein und blauen Glaselementen um die stilisierten Delfin- und Balustersäulen à jour gearbeitet ist. Das rechteckige Gehäuse mit weiteren silbernen Blattwerkbeschlägen und Ecklisenen mit vergoldeten und fein ziselierten Adler- und Delfinköpfen, auf einem abgestuften, sich nach unten verbreiternden Sockel mit godroniertem Rand. Abnehmbare Seitenteile.

Das Hauptzifferblatt:
Die drei inneren Ringe für die variablen italienischen und babylonischen Stunden, jeweils mit der Gravur „1-24“, ein versilberter doppelter 12-Stunden-Ring in römischen schwarzen Ziffern mit äußerem Viertelstunden-Ring, der mit „I-IIII“ unterteilt ist. Mit arabischen Fünf-Minuten-Markierungen, der umkehrbare äußere Kalenderring, der auf jeder Seite sechs Monate eingraviert hat und die Monate, Monatstage und die entsprechenden Heiligentage zusammen mit Dominizalbuchstaben zeigt.

Die Hilfszifferblätter:
Oben links mit der Goldenen Zahl „Cyclus Aurei Numeri“ mit den Ziffern „1-19“; oben rechts für den Anzeigezyklus „Cyclus Idictionum“ mit den Ziffern „1-15“; unten links für die Einstellung des Weckers; unten rechts mit dem Tierkreiskalender, eingraviert mit den entsprechenden Symbolen für die Monate, für die Einstellung des Breitengrades für die variablen Stunden mit den Ziffern „12-19“.

Das Zifferblatt des Astrolabiums:
Die Breitengradplatte mit stereografischen Projektionen, eingraviert „Tropicus Capricorni“, „Circulus Equinoctalis“ und „Tropicus Cancri“, die fein gravierte Rete mit Zeigern für 15 Sterne („Crus Aquary“, „Venter Ceti“, „Piostrum Ceti“, „Oculus Jaury“, „Canis Major“, „Canis Minor“, „Lucida Hydra“, „Car Leonis“, „Spica Virginis“, „Cauda“, „Sinister Serpentary“, „Corona Septentrionalis“, „Caput Antinoj“, „Caput Serpentarii“ und „Crus Pegasi“), und mit den Größenordnungen (1-3), der Elliptik mit den Tierkreiseinteilungen und -symbolen, dem doppelendigen Lineal, das gegen die Rete zeigt, wobei ein Ende die Tagesstunden anzeigt, das andere mit dem Sonnengesicht graviert ist und die Position der Sonne im Tierkreis während des Jahres anzeigt, dem Aspektdiagramm zur zentralen Scheibe und den Phasen und dem Alter des Mondes, der durch eine Öffnung betrachtet wird, die von einem doppelten 12-Stunden-Ring umgeben ist.

Die Hilfszifferblätter:
Oben links für „12“- oder „24“- Stundenschlag; oben rechts für Schlag / Stille „Schlägt / Schlägt nit“; unten links mit den dominischen Buchstaben; unten rechts mit den Planetentagen „Sool“ (Sonntag), „Luna“ (Montag), „Mars“ (Dienstag), „Merc“ (Mittwoch), „Jupiter“ (Donnerstag), „Venus“ (Freitag) und „Saturn“ (Samstag). Die linke Seite des Gehäuses mit den Angaben für den Viertelstundenschlag „1-4“, die rechte Seite mit den Angaben für den 12- oder 24-Stundenschlag.

Die Geschichte des Handwerks in Augsburg reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, als die Uhrmacher Teil einer 1368 gegründeten größeren Zunft allgemeiner Schmiede waren. Die Uhrmacher wurden 1564 autonom, sodass sie ihr Handwerk selbst verwalten konnten.
Um Meister zu werden, musste ein Uhrmacher eine dreijährige Lehre absolvieren und eine ähnliche Zeit lang bei verschiedenen Meistern als Geselle arbeiten. Erst dann konnte er sich als Uhrmachermeister bewerben, indem er seine Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Herstellung einer Meisteruhr unter Beweis stellte. Die Augsburger Uhrmacherinnung legte fest, dass eine Meisteruhr die folgenden Anforderungen erfüllen musste:
Eine Uhr mit denselben Maßen wie bisher, etwa eine Spannweite hoch, die die Stunden und Viertelstunden schlägt. Sie soll auch einen Wecker haben und auch das Astrolabium, die Länge der Tage, den Kalender und die Planeten und ihre Symbole anzeigen. Wenn der Viertelstundenzeiger bewegt wird, bewegen sich alle Zeiger im Gleichschritt mit ihm, und außerdem schlägt die Uhr die Stunden sowohl auf 12 als auch auf 24, je nach Wahl (siehe Klaus Maurice und Otto Mayr (Hrsg.), The Clockwork Universe. German Clocks and Automata 1550-1650, München 1980, S. 67). Wie alle Uhren, die seinerzeit als Meisterstücke gefertigt wurden, wurde auch diese Uhr in einem Zeitraum von nur sechs Monaten hergestellt. Als sie 1705 fertiggestellt wurde, waren die Statuten der Zunft von 1577 noch in Kraft. Diese waren in den dazwischenliegenden 128 Jahren unverändert geblieben, was das traditionelle Turmformat dieser Uhr erklärt. Augsburg ist für die Qualität seiner Uhren bekannt, und diese Uhr verkörpert dieses hohe handwerkliche Niveau zusammen mit der Zusammenarbeit mit anderen Facharbeitern wie den Goldschmieden, Kupferschmieden und Messinggießern. Letztere waren 1588 streng auf sieben Meister beschränkt, die zudem nur für Uhrmacher gießen durften. Elemente wie die Delfinbeschläge an den Winkeln der vorliegenden Uhr wurden in großer Zahl hergestellt und wiederholen sich häufig auf bekannten Uhren; so hat beispielsweise die Meisteruhr aus der ehemaligen Sammlung Ilbert, die sich jetzt im British Museum befindet (British Museum, Inv.Nr. CAI-2129) ihre Beschläge mit der Meisteruhr von Johan Hasse (Christie‘s, London, 5. Dezember 1995, Lot 83) und einer anderen Augsburger Uhr aus dieser Zeit, die sich früher in Münster befand (Maurice, Op. Cit., Tafel 248), gemeinsam. Die vorliegende Uhr ist mit der Augsburger Punze, der Zirbelnuss (Pyr), auf jeder Platine des Uhrwerks gekennzeichnet.

Das Werk:
Das quadratische Rahmenwerk aus vergoldetem Messing steht auf gedrechselten Säulen über dem Sockel, signiert auf beiden Platinen „Hyeronimus Syx / Augustae Vindelicorum“ (vgl. Anmerkung 2) und mit Augsburger Pyr-Marken (Zirbelnuss), mit gebläuten Stahlakzenten und ornamentaler Gravur, dreikettiges Schneckenwerk und ein stehendes Federhaus für den Wecker, Spindelgang, Zählradschlag auf die Glocke und Viertelstundenschlag auf eine weitere Glocke, Pendel auf der Vorderseite; einige Zifferblätter offensichtlich nicht funktionstüchtig. (†)

Provenienz:
Lempertz, Zürich, 14.-17. November 1956, Lot 1333a.
Sammlung M. W. L. Boon.
Sammlung Mrs. Boon van Kol.
Auktion, Sotheby Mak Van Waay B. V., Amsterdam, 2. April 1981, Lot 264.
The Al-Tajir Collection, von dort durch den Vorbesitzer erworben.

Anmerkung 1:
Hieronymus Syx (oder Six) (1680-1726), stellte diese Uhr 1705 nachweislich als sein Meisterstück fertig (siehe Klaus Maurice, Die Deutsche Räderuhr, Bd. I & II, München 1976, S. 42-43).

Anmerkung 2:
Johannes Kunckel (um 1630-1703) begann 1679 unter dem Großen Kurfürst in Potsdam mit der Produktion von Kristallglas, und Kunckel war es, der die Produktion von Goldrubinglas technisch so weiterentwickelte, dass eine Produktion auch für den Export möglich war. Neben Goldrubinglas entwickelte Kunckel auch weitere Farbgläser durch die Zumischung von Metalloxiden.

Anmerkung 3:
Augusta Vindelicorum: der Beiname Vindelicorum leitet sich von dem keltischen Volksstamm der Vindeliker ab, der in einem Teil der Provinz Raetia zwischen Wertach und Lech siedelte. Die Namensform im Genitiv Plural „Vindelicorum“ ist so erst ab dem 16. Jahrhundert belegbar, zuvor „Augusta Vindelicum“.

Literatur:
Die hier angebotene Uhr wird in folgender Literatur aufgeführt:
Klaus Maurice, Die Deutsche Räderuhr, Bd. I & II, München 1976, S. 42-43, Tafel 247.
Jürgen Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977, S. 587.
Clocks, Juni 1981, S. 26-31.
The Glory of the Goldsmith. Magnificent Gold and Silver from the Al-Tajir Collection, Christie‘s, London 1989, S. 274-275.
Vgl. Klaus Maurice und Otto Mayr (Hrsg.), The Clockwork Universe. German Clocks and Automata 1550-1650, Washington D.C. 1980.
Vgl. Laurie Winters, A Renaissance Treasury. The Flagg collection of European decorative arts and sculpture, New York 1999.
Vgl. David Thompson, Clocks, London 2004.
Vgl. Lothar Kuhnert, Johann Kunckel. Ritter von Löwenstern. Die Erfindung der Nanotechnologie in Berlin, Berlin 2008.
Vgl. H. Günter Rau, Das Glaslaboratorium Johann Kunckels auf der Pfaueninsel, in: Ausgrabungen in Berlin, Bd. 3, 1972, S. 148-171.

Ausstellung:
Christie‘s, London, The Glory of the Goldsmith, 3.-22. Januar 1990, Lot 240. (1290141)

Astronomical table clock by master Hieronymus Syx (1680-1726)

A South German masterpiece table clock of the Augsburg Baroque period.
Gilt-brass, silver and rare Kunckel glass.

78.7 x 32.4 x 26.4 cm.
Signed on both plates “Hyeronimus Syx / Augustae Vindelicorum“ and with pyr marks for Augsburg (cembra nut). Hieronymus Syx (1680 – 1726, master since 1705).
Augsburg, 1705. (†)

The case:
Embellished on all sides with Gold Ruby glass by Kunckel (also known as Cranberry glass). A kneeling finial figure of Atlas supporting a globe with an engraved band indicating the phases of the moon, surmounts the clock. In turn, he surmounts a four-tiered conical structure enclosing an internal bell mechanism, whereby each element is decorated with repoussé silver foliate ornament flanked by Kunckel glass spheres decorated with foliage décor and blue glass elements, which are surrounded by stylized dolphin and baluster columns. The rectangular case with further silver foliate mounts and corner pilasters with gilt and finely chased eagle and dolphin heads, on a stepped plinth that widens towards the bottom with a gadrooned border. Detachable side panels.

The main dial:
The three inner rings for variable Italian and Babylonian hours, each with engraved numbers “1-24“, a silvered...

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Time, Location
09 Dec 2021
Germany, Munich
Auction House
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Ein süddeutsches Meisterstück des Augsburger Barock.
Vergoldet, Silber und seltenes Kunckel-Goldrubinglas.

78,7 x 32,4 x 26,4 cm.
Signiert auf beiden Platinen „Hyeronimus Syx / Augustae Vindelicorum“ und mit Augsburger Pyr-Marken (Zirbelnuss). Hieronymus Syx (1680 – 1726, Meister ab 1705).
Augsburg, 1705. (†)

Das Gehäuse:
Allseits mit Kunckel-Goldrubinglas verziert. Der als Bekrönung fungierende kniende Atlas trägt eine Weltkugel mit eingraviertem Band, auf welchem die Mondphasen angezeigt werden. Darunter eine vierstufige konisch zulaufende Struktur mit innenliegendem Glockenwerk, wobei jedes Element mit repoussiertem, silbernem Blattornament, flankiert von blattgekrönten Kugeln in Kunckel-Stein und blauen Glaselementen um die stilisierten Delfin- und Balustersäulen à jour gearbeitet ist. Das rechteckige Gehäuse mit weiteren silbernen Blattwerkbeschlägen und Ecklisenen mit vergoldeten und fein ziselierten Adler- und Delfinköpfen, auf einem abgestuften, sich nach unten verbreiternden Sockel mit godroniertem Rand. Abnehmbare Seitenteile.

Das Hauptzifferblatt:
Die drei inneren Ringe für die variablen italienischen und babylonischen Stunden, jeweils mit der Gravur „1-24“, ein versilberter doppelter 12-Stunden-Ring in römischen schwarzen Ziffern mit äußerem Viertelstunden-Ring, der mit „I-IIII“ unterteilt ist. Mit arabischen Fünf-Minuten-Markierungen, der umkehrbare äußere Kalenderring, der auf jeder Seite sechs Monate eingraviert hat und die Monate, Monatstage und die entsprechenden Heiligentage zusammen mit Dominizalbuchstaben zeigt.

Die Hilfszifferblätter:
Oben links mit der Goldenen Zahl „Cyclus Aurei Numeri“ mit den Ziffern „1-19“; oben rechts für den Anzeigezyklus „Cyclus Idictionum“ mit den Ziffern „1-15“; unten links für die Einstellung des Weckers; unten rechts mit dem Tierkreiskalender, eingraviert mit den entsprechenden Symbolen für die Monate, für die Einstellung des Breitengrades für die variablen Stunden mit den Ziffern „12-19“.

Das Zifferblatt des Astrolabiums:
Die Breitengradplatte mit stereografischen Projektionen, eingraviert „Tropicus Capricorni“, „Circulus Equinoctalis“ und „Tropicus Cancri“, die fein gravierte Rete mit Zeigern für 15 Sterne („Crus Aquary“, „Venter Ceti“, „Piostrum Ceti“, „Oculus Jaury“, „Canis Major“, „Canis Minor“, „Lucida Hydra“, „Car Leonis“, „Spica Virginis“, „Cauda“, „Sinister Serpentary“, „Corona Septentrionalis“, „Caput Antinoj“, „Caput Serpentarii“ und „Crus Pegasi“), und mit den Größenordnungen (1-3), der Elliptik mit den Tierkreiseinteilungen und -symbolen, dem doppelendigen Lineal, das gegen die Rete zeigt, wobei ein Ende die Tagesstunden anzeigt, das andere mit dem Sonnengesicht graviert ist und die Position der Sonne im Tierkreis während des Jahres anzeigt, dem Aspektdiagramm zur zentralen Scheibe und den Phasen und dem Alter des Mondes, der durch eine Öffnung betrachtet wird, die von einem doppelten 12-Stunden-Ring umgeben ist.

Die Hilfszifferblätter:
Oben links für „12“- oder „24“- Stundenschlag; oben rechts für Schlag / Stille „Schlägt / Schlägt nit“; unten links mit den dominischen Buchstaben; unten rechts mit den Planetentagen „Sool“ (Sonntag), „Luna“ (Montag), „Mars“ (Dienstag), „Merc“ (Mittwoch), „Jupiter“ (Donnerstag), „Venus“ (Freitag) und „Saturn“ (Samstag). Die linke Seite des Gehäuses mit den Angaben für den Viertelstundenschlag „1-4“, die rechte Seite mit den Angaben für den 12- oder 24-Stundenschlag.

Die Geschichte des Handwerks in Augsburg reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, als die Uhrmacher Teil einer 1368 gegründeten größeren Zunft allgemeiner Schmiede waren. Die Uhrmacher wurden 1564 autonom, sodass sie ihr Handwerk selbst verwalten konnten.
Um Meister zu werden, musste ein Uhrmacher eine dreijährige Lehre absolvieren und eine ähnliche Zeit lang bei verschiedenen Meistern als Geselle arbeiten. Erst dann konnte er sich als Uhrmachermeister bewerben, indem er seine Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Herstellung einer Meisteruhr unter Beweis stellte. Die Augsburger Uhrmacherinnung legte fest, dass eine Meisteruhr die folgenden Anforderungen erfüllen musste:
Eine Uhr mit denselben Maßen wie bisher, etwa eine Spannweite hoch, die die Stunden und Viertelstunden schlägt. Sie soll auch einen Wecker haben und auch das Astrolabium, die Länge der Tage, den Kalender und die Planeten und ihre Symbole anzeigen. Wenn der Viertelstundenzeiger bewegt wird, bewegen sich alle Zeiger im Gleichschritt mit ihm, und außerdem schlägt die Uhr die Stunden sowohl auf 12 als auch auf 24, je nach Wahl (siehe Klaus Maurice und Otto Mayr (Hrsg.), The Clockwork Universe. German Clocks and Automata 1550-1650, München 1980, S. 67). Wie alle Uhren, die seinerzeit als Meisterstücke gefertigt wurden, wurde auch diese Uhr in einem Zeitraum von nur sechs Monaten hergestellt. Als sie 1705 fertiggestellt wurde, waren die Statuten der Zunft von 1577 noch in Kraft. Diese waren in den dazwischenliegenden 128 Jahren unverändert geblieben, was das traditionelle Turmformat dieser Uhr erklärt. Augsburg ist für die Qualität seiner Uhren bekannt, und diese Uhr verkörpert dieses hohe handwerkliche Niveau zusammen mit der Zusammenarbeit mit anderen Facharbeitern wie den Goldschmieden, Kupferschmieden und Messinggießern. Letztere waren 1588 streng auf sieben Meister beschränkt, die zudem nur für Uhrmacher gießen durften. Elemente wie die Delfinbeschläge an den Winkeln der vorliegenden Uhr wurden in großer Zahl hergestellt und wiederholen sich häufig auf bekannten Uhren; so hat beispielsweise die Meisteruhr aus der ehemaligen Sammlung Ilbert, die sich jetzt im British Museum befindet (British Museum, Inv.Nr. CAI-2129) ihre Beschläge mit der Meisteruhr von Johan Hasse (Christie‘s, London, 5. Dezember 1995, Lot 83) und einer anderen Augsburger Uhr aus dieser Zeit, die sich früher in Münster befand (Maurice, Op. Cit., Tafel 248), gemeinsam. Die vorliegende Uhr ist mit der Augsburger Punze, der Zirbelnuss (Pyr), auf jeder Platine des Uhrwerks gekennzeichnet.

Das Werk:
Das quadratische Rahmenwerk aus vergoldetem Messing steht auf gedrechselten Säulen über dem Sockel, signiert auf beiden Platinen „Hyeronimus Syx / Augustae Vindelicorum“ (vgl. Anmerkung 2) und mit Augsburger Pyr-Marken (Zirbelnuss), mit gebläuten Stahlakzenten und ornamentaler Gravur, dreikettiges Schneckenwerk und ein stehendes Federhaus für den Wecker, Spindelgang, Zählradschlag auf die Glocke und Viertelstundenschlag auf eine weitere Glocke, Pendel auf der Vorderseite; einige Zifferblätter offensichtlich nicht funktionstüchtig. (†)

Provenienz:
Lempertz, Zürich, 14.-17. November 1956, Lot 1333a.
Sammlung M. W. L. Boon.
Sammlung Mrs. Boon van Kol.
Auktion, Sotheby Mak Van Waay B. V., Amsterdam, 2. April 1981, Lot 264.
The Al-Tajir Collection, von dort durch den Vorbesitzer erworben.

Anmerkung 1:
Hieronymus Syx (oder Six) (1680-1726), stellte diese Uhr 1705 nachweislich als sein Meisterstück fertig (siehe Klaus Maurice, Die Deutsche Räderuhr, Bd. I & II, München 1976, S. 42-43).

Anmerkung 2:
Johannes Kunckel (um 1630-1703) begann 1679 unter dem Großen Kurfürst in Potsdam mit der Produktion von Kristallglas, und Kunckel war es, der die Produktion von Goldrubinglas technisch so weiterentwickelte, dass eine Produktion auch für den Export möglich war. Neben Goldrubinglas entwickelte Kunckel auch weitere Farbgläser durch die Zumischung von Metalloxiden.

Anmerkung 3:
Augusta Vindelicorum: der Beiname Vindelicorum leitet sich von dem keltischen Volksstamm der Vindeliker ab, der in einem Teil der Provinz Raetia zwischen Wertach und Lech siedelte. Die Namensform im Genitiv Plural „Vindelicorum“ ist so erst ab dem 16. Jahrhundert belegbar, zuvor „Augusta Vindelicum“.

Literatur:
Die hier angebotene Uhr wird in folgender Literatur aufgeführt:
Klaus Maurice, Die Deutsche Räderuhr, Bd. I & II, München 1976, S. 42-43, Tafel 247.
Jürgen Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977, S. 587.
Clocks, Juni 1981, S. 26-31.
The Glory of the Goldsmith. Magnificent Gold and Silver from the Al-Tajir Collection, Christie‘s, London 1989, S. 274-275.
Vgl. Klaus Maurice und Otto Mayr (Hrsg.), The Clockwork Universe. German Clocks and Automata 1550-1650, Washington D.C. 1980.
Vgl. Laurie Winters, A Renaissance Treasury. The Flagg collection of European decorative arts and sculpture, New York 1999.
Vgl. David Thompson, Clocks, London 2004.
Vgl. Lothar Kuhnert, Johann Kunckel. Ritter von Löwenstern. Die Erfindung der Nanotechnologie in Berlin, Berlin 2008.
Vgl. H. Günter Rau, Das Glaslaboratorium Johann Kunckels auf der Pfaueninsel, in: Ausgrabungen in Berlin, Bd. 3, 1972, S. 148-171.

Ausstellung:
Christie‘s, London, The Glory of the Goldsmith, 3.-22. Januar 1990, Lot 240. (1290141)

Astronomical table clock by master Hieronymus Syx (1680-1726)

A South German masterpiece table clock of the Augsburg Baroque period.
Gilt-brass, silver and rare Kunckel glass.

78.7 x 32.4 x 26.4 cm.
Signed on both plates “Hyeronimus Syx / Augustae Vindelicorum“ and with pyr marks for Augsburg (cembra nut). Hieronymus Syx (1680 – 1726, master since 1705).
Augsburg, 1705. (†)

The case:
Embellished on all sides with Gold Ruby glass by Kunckel (also known as Cranberry glass). A kneeling finial figure of Atlas supporting a globe with an engraved band indicating the phases of the moon, surmounts the clock. In turn, he surmounts a four-tiered conical structure enclosing an internal bell mechanism, whereby each element is decorated with repoussé silver foliate ornament flanked by Kunckel glass spheres decorated with foliage décor and blue glass elements, which are surrounded by stylized dolphin and baluster columns. The rectangular case with further silver foliate mounts and corner pilasters with gilt and finely chased eagle and dolphin heads, on a stepped plinth that widens towards the bottom with a gadrooned border. Detachable side panels.

The main dial:
The three inner rings for variable Italian and Babylonian hours, each with engraved numbers “1-24“, a silvered...

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09 Dec 2021
Germany, Munich
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