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LOT 0001

Deckelpokal mit Kinderpaar und Wappen

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Deckelpokal mit Kinderpaar und Wappen Nürnberg, wohl Hermann Schwinger und Werkstatt, um 1680 Farbloses Glas mit teilweise geblänkten Tiefschnitt. Ansteigender Scheibenfuß mit Abriss und nach oben umgeschlagenem Rand, auf Oberseite dekoriert mit geschnittenem Blattkranz. Auf der Kuppa händereichendes Kinderpaar auf einer Lichtung zwischen Bäumen, seitlich eine Burgruine und ein wanderndes Paar; Gegenseite mit Palme und Allianzwappen. Inschrift unter der Mündung: "Was Treue Bindt / unendlich Grünt." Darunter und oberhalb des Kinderpaares die strahlende Sonne. Hohlbalusterschaft mit gedrücktem Kugelnodus, darüber kurzes, restauriertes Schaftstück zwischen Ringscheiben. H. 20,5 (H. 31 cm mit passendem, ursprünglich nicht zugehörendem Deckel, dekoriert mit Blatt- und Blütenzweigen) Provenienz: Sammlung Walter F. Smith, Trenton/NJ, dann Sammlung Fritz Biemann, Zürich. Über Fischer, Heilbronn, Auktion 23. ärz 1996, Lot 215 in die Sammlung. Lit.: Versteigerungskatalog der Sammlung Smith, Sotheby's, London, 8. Juli 1968, Lot 940. Lit.: Journal of Glass Studies 14, 1972, S. 157 (Zuschreibung an Schwinger). Lit.: Klesse und Saldern, Sammlung Biemann, 1978, S. 33, 34 und Nr. 94 (nicht Schwinger zugeschrieben). Lit.: Versteigerungskatalog der Sammlung Fritz Biemann, Sotheby's, London, 16. Juni 1984, Lot. 83. Lit.: Meyer-Heisig, Nürnberger Glasschnitt, 1963, S. 54 ff., WT 83 bis 136 (zu Hermann Schwinger) Lit.: Glasgalerie Kovacek, Wien, Kovacek, Glas aus 5 Jahrhunderten, 1990, Nr. 27 (Glas mit ähnlicher Kinderdarstellung). Im Corning Museum of Glass befindet sich ein großer Nürnberger Pokal, der ein im wesentlichen identisches Kinderpaar zeigt. Einerseits schreibt zwar zum Dekor Brigitte Klesse (Klesse und Saldern, Sammlung Biemann, 1978, Nr. 94): "Zum Dekor vgl. Kinderpaar-Motiv auf einem signierten Pokal Hermann Schwingers (Ausst.-Kat. Masterpieces, 1968, Nr. 244 mit Abb.), der jedoch darüber hinaus figürlich üppiger ausgestattet ist. Eine Zuschreibung unseres Pokals an Schwinger verbietet sich aufgrund dieses Vergleichs, weil der Dekor weder im künstlerischen Nuancenreichtum noch in der technischen Beherrschung der Mittel seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Herr Dr. G. Schiedlausky, Nürnberg, (briefl. Mitteilung an Fritz Biemann vom 19.2.1972) hat sich dankenswerterweise - jedoch leider ohne eindeutige Lösung - um die Klärung des Wappens bemüht." Andererseits ist aber die gleiche Hand erkennbar wie bei den drei Hermann Schwinger zugeschriebenen Pokalen des Bayerischen Nationalmuseums (Rückert, Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums II, 1982, Nr. 476-478), die außerdem die gleiche Pokalform und ähnliche Landschaftssujets mit Burgruinen in Baumlandschaft über einer Terrainlinie und teilweise mit geblänkter strahlender Sonnenlinse zeigen. Dass Schwinger auch das Metier der Kalligraphie beherrschte, zeigt der signierte Pokal gemäß Rückert, Nr. 479. Vgl. auch die bei Meyer-Heisig abgebildeten Pokale von Hermann Schwinger, insbesondere WT 105. Die Ausführung des Dekors mag dabei auf Werkstattarbeit beruhen. Hermann Schwinger (1640-1683) starb früh an Schwindsucht, er soll Schüler eines in Nürnberg ansässigen und 1673 verstorbenen Kristall- und Glasschneiders Hans Stephan Schmidt gewesen sein. Er hat von Heinrich Schwanhardt den Diamantgebrauch übernommen und die Technik des Rutschens, des ganz zarten Überschneidens kleiner Flächen quer zur Laufrichtung des Schneidrads verfeinert, wodurch an solchen Stellen nur ganz wenig von der Glasoberfläche entfernt wird und das Glas trotz Mattierung halb durchsichtig erscheint. Beim Baumschlag knüpft Schwinger ebenfalls an Schwanhardt an und übernimmt dessen Vorliebe für glattrindige, etwas schief und gewunden wachsende Stämme mit locker durchsichtiger Belaubung. Fast immer ist in die Wald- bzw. Seenlandschaft wie ein Versatzstück eine Architekturruine eingestellt, auf deren Mauerkronen und Mauersimsen sich bereits Strauchwerk angesiedelt hat. Sehr oft ist dann auf einer Seite die Sonne dargestellt mit dünn geschnittenem oder gerissenem Strahlenkranz und gekugelter, geblänkter Mitte, die als Linse das Bild der Gegenseite verkleinert einfängt. Siehe hierzu Dr. Sabine Tiedtke, Nürnberger Glasschnitt im Detail, S. 159ff. (online)

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Time, Location
24 Oct 2020
Germany, Heilbronn
Auction House
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Deckelpokal mit Kinderpaar und Wappen Nürnberg, wohl Hermann Schwinger und Werkstatt, um 1680 Farbloses Glas mit teilweise geblänkten Tiefschnitt. Ansteigender Scheibenfuß mit Abriss und nach oben umgeschlagenem Rand, auf Oberseite dekoriert mit geschnittenem Blattkranz. Auf der Kuppa händereichendes Kinderpaar auf einer Lichtung zwischen Bäumen, seitlich eine Burgruine und ein wanderndes Paar; Gegenseite mit Palme und Allianzwappen. Inschrift unter der Mündung: "Was Treue Bindt / unendlich Grünt." Darunter und oberhalb des Kinderpaares die strahlende Sonne. Hohlbalusterschaft mit gedrücktem Kugelnodus, darüber kurzes, restauriertes Schaftstück zwischen Ringscheiben. H. 20,5 (H. 31 cm mit passendem, ursprünglich nicht zugehörendem Deckel, dekoriert mit Blatt- und Blütenzweigen) Provenienz: Sammlung Walter F. Smith, Trenton/NJ, dann Sammlung Fritz Biemann, Zürich. Über Fischer, Heilbronn, Auktion 23. ärz 1996, Lot 215 in die Sammlung. Lit.: Versteigerungskatalog der Sammlung Smith, Sotheby's, London, 8. Juli 1968, Lot 940. Lit.: Journal of Glass Studies 14, 1972, S. 157 (Zuschreibung an Schwinger). Lit.: Klesse und Saldern, Sammlung Biemann, 1978, S. 33, 34 und Nr. 94 (nicht Schwinger zugeschrieben). Lit.: Versteigerungskatalog der Sammlung Fritz Biemann, Sotheby's, London, 16. Juni 1984, Lot. 83. Lit.: Meyer-Heisig, Nürnberger Glasschnitt, 1963, S. 54 ff., WT 83 bis 136 (zu Hermann Schwinger) Lit.: Glasgalerie Kovacek, Wien, Kovacek, Glas aus 5 Jahrhunderten, 1990, Nr. 27 (Glas mit ähnlicher Kinderdarstellung). Im Corning Museum of Glass befindet sich ein großer Nürnberger Pokal, der ein im wesentlichen identisches Kinderpaar zeigt. Einerseits schreibt zwar zum Dekor Brigitte Klesse (Klesse und Saldern, Sammlung Biemann, 1978, Nr. 94): "Zum Dekor vgl. Kinderpaar-Motiv auf einem signierten Pokal Hermann Schwingers (Ausst.-Kat. Masterpieces, 1968, Nr. 244 mit Abb.), der jedoch darüber hinaus figürlich üppiger ausgestattet ist. Eine Zuschreibung unseres Pokals an Schwinger verbietet sich aufgrund dieses Vergleichs, weil der Dekor weder im künstlerischen Nuancenreichtum noch in der technischen Beherrschung der Mittel seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Herr Dr. G. Schiedlausky, Nürnberg, (briefl. Mitteilung an Fritz Biemann vom 19.2.1972) hat sich dankenswerterweise - jedoch leider ohne eindeutige Lösung - um die Klärung des Wappens bemüht." Andererseits ist aber die gleiche Hand erkennbar wie bei den drei Hermann Schwinger zugeschriebenen Pokalen des Bayerischen Nationalmuseums (Rückert, Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums II, 1982, Nr. 476-478), die außerdem die gleiche Pokalform und ähnliche Landschaftssujets mit Burgruinen in Baumlandschaft über einer Terrainlinie und teilweise mit geblänkter strahlender Sonnenlinse zeigen. Dass Schwinger auch das Metier der Kalligraphie beherrschte, zeigt der signierte Pokal gemäß Rückert, Nr. 479. Vgl. auch die bei Meyer-Heisig abgebildeten Pokale von Hermann Schwinger, insbesondere WT 105. Die Ausführung des Dekors mag dabei auf Werkstattarbeit beruhen. Hermann Schwinger (1640-1683) starb früh an Schwindsucht, er soll Schüler eines in Nürnberg ansässigen und 1673 verstorbenen Kristall- und Glasschneiders Hans Stephan Schmidt gewesen sein. Er hat von Heinrich Schwanhardt den Diamantgebrauch übernommen und die Technik des Rutschens, des ganz zarten Überschneidens kleiner Flächen quer zur Laufrichtung des Schneidrads verfeinert, wodurch an solchen Stellen nur ganz wenig von der Glasoberfläche entfernt wird und das Glas trotz Mattierung halb durchsichtig erscheint. Beim Baumschlag knüpft Schwinger ebenfalls an Schwanhardt an und übernimmt dessen Vorliebe für glattrindige, etwas schief und gewunden wachsende Stämme mit locker durchsichtiger Belaubung. Fast immer ist in die Wald- bzw. Seenlandschaft wie ein Versatzstück eine Architekturruine eingestellt, auf deren Mauerkronen und Mauersimsen sich bereits Strauchwerk angesiedelt hat. Sehr oft ist dann auf einer Seite die Sonne dargestellt mit dünn geschnittenem oder gerissenem Strahlenkranz und gekugelter, geblänkter Mitte, die als Linse das Bild der Gegenseite verkleinert einfängt. Siehe hierzu Dr. Sabine Tiedtke, Nürnberger Glasschnitt im Detail, S. 159ff. (online)

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24 Oct 2020
Germany, Heilbronn
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