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LOT 470

Domenico Bartolomeo Ubaldini il Puligo, 1492 Florenz – 1527, MADONNA MIT KIND UND EINEM ENGEL

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Öl auf Holz.
77,5 x 52 cm.
Im Goldrahmen.

Dem Gemälde ist ein Gutachten beigegeben von Franco Moro, Piacenza, 28 Mai 2018.

Die Gemäldetafel in betont schlankem Hochformat, wodurch die Mariendarstellung in Dreiviertelfigur gegeben werden kann. Maria ist mit jugendlichem Gesicht dargestellt, der Kopf leicht nach rechts geneigt, über dem braunen mittelgescheitelten Haar wird der Saum des türkisblauen Mantels sichtbar. Trotz der Jugendlichkeit ist im Gesichtsausdruck, besonders in den Augen, eine schmerzliche Nachdenklichkeit zu sehen, die im Zusammenhang mit dem künftigen Leiden des Kindes zu erklären ist. Das Jesuskind dagegen, in kindlich unbewusster Unbefangenheit, schmiegt sich eng an die Mutter, aber blickt gleichzeitig dem Betrachter entgegen. Im rechten Händchen ein kleines Kreuz. Die adorierende Engelsfigur rechts hält den Kopf leicht geneigt, beide Hände über der Brust gekreuzt. Nicht zufällig hat der Maler das kleine Kreuz nahezu exakt in der Mittelachse der Komposition eingebracht. Dessen X-Form bedeutet auch das Zentrum der gesamten gekreuzt-diagonalen Bildkomposition. Auch die traditionelle Farbtrias Rot, Blau und (abgeschwächtem) Gelb ist in der Kleidung Mariens und des Kindes aufgegriffen, komplementär dazu das Grün im Engelsgewandes. Der Künstler hat hier ein Werk geschaffen, das über die technischen und kompositorischen Qualitäten weit hinausgeht, und zwar in eben diesen menschlich-psychologischen Aussagen, die mit der Leidensgeschichte von Maria und Jesus visionär im Zusammenhang stehen. Der Malstil weist eindeutig auf den genannten Künstler, der als Zeitgenosse von Andrea del Sarto und in der künstlerischen Nähe der Maler Fra Bartolomeo, del Rosso oder Pontormo stand. Ausgebildet wurde er von Ridolfo Ghirlandaio, Sohn des Domenico Ghirlandaio. Er stand auch in Kontakt mit Giorgio Vasari. Zusammen mit C. Fr. Rustici gehörte er zum Werkstattkreis des Paiuolo, der sich an der Universität weiterbildete. Puligo starb im Pestjahr 1527 und wurde in der Kirche San Lorenzo, Florenz beigesetzt.

Insbesondere die Farbigkeit des Inkarnats findet sich auch in den weiteren Werken von Domenico Puligo. Zum Werkvergleicht können weitere Gemälde herangezogen werden, wie etwa „Sacra Famiglia“ (Palazzo Pitti, Florenz, inv. 1912/486), - „Madonna mit Kind, St. Johannes und St. Lorenz“ (ebd.), - „Frauenbildnis“, Nationalgalerie Ottawa, Canada (inv. 567), sowie weiteren Werken in berühmten Sammlungen, wie Walters Art Gallery Baltimore oder Galleria Borghese Rom. A. R.

Spezielle und weiterführende Literatur:
Ausstellungskatalog Palazzo Pitti, Florenz, Domenico Puligo (1492-1527). Un protagonista dimenticato della pittura fiorentina, della mostra a cura di Elena Capretti e Serena Padovani, Livorno 2002.
Alexander Rauch, Malerei der Hochrenaissance und des Manierismus in Rom und Mittelitalien - Malerei der Renaissance in Venedig und Norditalien, Köln 1994.
Vasari, Giorgio (1913), Lives of the Most Eminent Painters, Sculptors, and Architects. 4. Translated by Du C. De Vere, Gaston. London, Philip Lee Warner. (1271425) (11)

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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Estimate
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Time, Location
24 Jun 2021
Germany, Munich
Auction House
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Öl auf Holz.
77,5 x 52 cm.
Im Goldrahmen.

Dem Gemälde ist ein Gutachten beigegeben von Franco Moro, Piacenza, 28 Mai 2018.

Die Gemäldetafel in betont schlankem Hochformat, wodurch die Mariendarstellung in Dreiviertelfigur gegeben werden kann. Maria ist mit jugendlichem Gesicht dargestellt, der Kopf leicht nach rechts geneigt, über dem braunen mittelgescheitelten Haar wird der Saum des türkisblauen Mantels sichtbar. Trotz der Jugendlichkeit ist im Gesichtsausdruck, besonders in den Augen, eine schmerzliche Nachdenklichkeit zu sehen, die im Zusammenhang mit dem künftigen Leiden des Kindes zu erklären ist. Das Jesuskind dagegen, in kindlich unbewusster Unbefangenheit, schmiegt sich eng an die Mutter, aber blickt gleichzeitig dem Betrachter entgegen. Im rechten Händchen ein kleines Kreuz. Die adorierende Engelsfigur rechts hält den Kopf leicht geneigt, beide Hände über der Brust gekreuzt. Nicht zufällig hat der Maler das kleine Kreuz nahezu exakt in der Mittelachse der Komposition eingebracht. Dessen X-Form bedeutet auch das Zentrum der gesamten gekreuzt-diagonalen Bildkomposition. Auch die traditionelle Farbtrias Rot, Blau und (abgeschwächtem) Gelb ist in der Kleidung Mariens und des Kindes aufgegriffen, komplementär dazu das Grün im Engelsgewandes. Der Künstler hat hier ein Werk geschaffen, das über die technischen und kompositorischen Qualitäten weit hinausgeht, und zwar in eben diesen menschlich-psychologischen Aussagen, die mit der Leidensgeschichte von Maria und Jesus visionär im Zusammenhang stehen. Der Malstil weist eindeutig auf den genannten Künstler, der als Zeitgenosse von Andrea del Sarto und in der künstlerischen Nähe der Maler Fra Bartolomeo, del Rosso oder Pontormo stand. Ausgebildet wurde er von Ridolfo Ghirlandaio, Sohn des Domenico Ghirlandaio. Er stand auch in Kontakt mit Giorgio Vasari. Zusammen mit C. Fr. Rustici gehörte er zum Werkstattkreis des Paiuolo, der sich an der Universität weiterbildete. Puligo starb im Pestjahr 1527 und wurde in der Kirche San Lorenzo, Florenz beigesetzt.

Insbesondere die Farbigkeit des Inkarnats findet sich auch in den weiteren Werken von Domenico Puligo. Zum Werkvergleicht können weitere Gemälde herangezogen werden, wie etwa „Sacra Famiglia“ (Palazzo Pitti, Florenz, inv. 1912/486), - „Madonna mit Kind, St. Johannes und St. Lorenz“ (ebd.), - „Frauenbildnis“, Nationalgalerie Ottawa, Canada (inv. 567), sowie weiteren Werken in berühmten Sammlungen, wie Walters Art Gallery Baltimore oder Galleria Borghese Rom. A. R.

Spezielle und weiterführende Literatur:
Ausstellungskatalog Palazzo Pitti, Florenz, Domenico Puligo (1492-1527). Un protagonista dimenticato della pittura fiorentina, della mostra a cura di Elena Capretti e Serena Padovani, Livorno 2002.
Alexander Rauch, Malerei der Hochrenaissance und des Manierismus in Rom und Mittelitalien - Malerei der Renaissance in Venedig und Norditalien, Köln 1994.
Vasari, Giorgio (1913), Lives of the Most Eminent Painters, Sculptors, and Architects. 4. Translated by Du C. De Vere, Gaston. London, Philip Lee Warner. (1271425) (11)

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.

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24 Jun 2021
Germany, Munich
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