Fidus (d.i. Hugo Höppener, 1868 Lübeck - 1948 Berlin) Der Morgen
Der Morgen
Öl auf Leinwand. 1923.
95 x 144 cm.
Unten links mit Pinsel in Rot signiert "Fidus" und datiert.
Die beseelte, fast kultische Aura, die Fidus' Gemälde häufig ausstrahlen, umgibt auch diese rätselhafte Darstellung. Kaum ornamental angereichert, steht hier der Inhalt im Vordergrund: eine enge Verbundenheit von Menschlichem, Geistigem und Natur. Wie so häufig, ist nicht eindeutig zu entschlüsseln, ob es sich um eine christlich oder mythologisch aufgefasste Szene handelt, klar denkbar wohl letztlich nur für die Fidus damals umgebende Gemeinde der "Wissenden". Die symbolisch aufgefassten Figuren werden überstrahlt von der im Himmel schwebenden Gottesgestalt. Der nackte Mann im Vordergrund links scheint sich von seiner materiell-sinnlichen Erdverhaftung zu lösen und strebt der ihn mit sternenklaren Augen und offenen Armen erwartenden Lichtgestalt entgegen. Wie z.B. auch im berühmten "Lichtgebet", gilt das männliche Prinzip auch hier, wie so häufig bei Fidus, als das Lichthafte. Im Hintergrund findet sich - exakt im Mittelpunkt der Komposition - eine weitläufige Tempelanlage, wie Fidus sie bereits am Ende des 19. Jahrhundert entworfen hatte; ihr gegenüber steht ein aus Bäumen gebildeter natürlicher Tempel. Die Landschaft erscheint als eine Mischung von südlich-arkadischer Szenerie mit Impressionen der Norwegenreisen des Künstlers, die er, gefördert von einem reichen jungen Hamburger namens Schmersahl, 1894 und 1895 unternahm. Fidus fuhr mit einem kleinen norwegischen Segelschiff durch arktische kahle Hochklippen, bis nach Molde, am Nordufer des Moldefjords gelegen, später zum Varangerfjord. Es entstanden dort großformatige Landschaftsbilder wie "Morgengrauen" und "Morgendämmerung am Moldefjord". In den 1920er Jahren griff Fidus die auf diesen Reisen empfangenen Eindrücke in weiteren großformatige Gemälden wieder auf (z.B. "Die Brautinsel", 1923), ohne dabei die Landschaft in den Vordergrund zu stellen. Auch die in den Wolken schwebende Gottesgestalt findet sich um 1921/23 in Fidus' Werk in ähnlicher Ausprägung (vgl. z.B. "Vor dem Angesichte", "In Allvaters Schoß" und "Allvaters Kinder", in: W. de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 62, 86).
Verso weitere Entwurfsskizzen des Künstlers.
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Der Morgen
Öl auf Leinwand. 1923.
95 x 144 cm.
Unten links mit Pinsel in Rot signiert "Fidus" und datiert.
Die beseelte, fast kultische Aura, die Fidus' Gemälde häufig ausstrahlen, umgibt auch diese rätselhafte Darstellung. Kaum ornamental angereichert, steht hier der Inhalt im Vordergrund: eine enge Verbundenheit von Menschlichem, Geistigem und Natur. Wie so häufig, ist nicht eindeutig zu entschlüsseln, ob es sich um eine christlich oder mythologisch aufgefasste Szene handelt, klar denkbar wohl letztlich nur für die Fidus damals umgebende Gemeinde der "Wissenden". Die symbolisch aufgefassten Figuren werden überstrahlt von der im Himmel schwebenden Gottesgestalt. Der nackte Mann im Vordergrund links scheint sich von seiner materiell-sinnlichen Erdverhaftung zu lösen und strebt der ihn mit sternenklaren Augen und offenen Armen erwartenden Lichtgestalt entgegen. Wie z.B. auch im berühmten "Lichtgebet", gilt das männliche Prinzip auch hier, wie so häufig bei Fidus, als das Lichthafte. Im Hintergrund findet sich - exakt im Mittelpunkt der Komposition - eine weitläufige Tempelanlage, wie Fidus sie bereits am Ende des 19. Jahrhundert entworfen hatte; ihr gegenüber steht ein aus Bäumen gebildeter natürlicher Tempel. Die Landschaft erscheint als eine Mischung von südlich-arkadischer Szenerie mit Impressionen der Norwegenreisen des Künstlers, die er, gefördert von einem reichen jungen Hamburger namens Schmersahl, 1894 und 1895 unternahm. Fidus fuhr mit einem kleinen norwegischen Segelschiff durch arktische kahle Hochklippen, bis nach Molde, am Nordufer des Moldefjords gelegen, später zum Varangerfjord. Es entstanden dort großformatige Landschaftsbilder wie "Morgengrauen" und "Morgendämmerung am Moldefjord". In den 1920er Jahren griff Fidus die auf diesen Reisen empfangenen Eindrücke in weiteren großformatige Gemälden wieder auf (z.B. "Die Brautinsel", 1923), ohne dabei die Landschaft in den Vordergrund zu stellen. Auch die in den Wolken schwebende Gottesgestalt findet sich um 1921/23 in Fidus' Werk in ähnlicher Ausprägung (vgl. z.B. "Vor dem Angesichte", "In Allvaters Schoß" und "Allvaters Kinder", in: W. de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 62, 86).
Verso weitere Entwurfsskizzen des Künstlers.