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Hagemeister, Karl (1848-1933, Werder a. d. Havel) Küstenlandschaft (Steilküste auf Rügen/Lohme)

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Küstenlandschaft (Steilküste auf Rügen/Lohme)

Öl auf Leinwand. Um 1914.

117 x 77 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "K. Hagemeister", verso auf der Leinwand mit Kreide in Rot wohl von fremder Hand bezeichnet "No. 70" und "IIII", auf dem Keilrahmen mit Bleistift "No. 38121" sowie mit violettem Stempel "J. 33" und weiteren handschriftlichen Annotationen.

Die stürmische Küste der Ostseeinsel Rügen: Ausschnitthaft und mit breitem, lebendigem Farbauftrag bringt Hagemeister eine dynamische Komposition auf die großformatige Leinwand, in der man Wind und Wetter der rauen Küste am Strand von Lohme hautnah spüren kann. Im Wechsel von Nah- und Fernsicht umreißt er im Vordergrund einen vom Wind gepeitschten Sanddornstrauch und öffnet den Blick nach rechts auf das bewegte Meer und die Steilküste im Hintergrund. Hagemeister verbrachte die Sommer- und Herbstmonate der Jahre 1908 bis 1915 an der Nordküste Rügens, wo am Ende seines Schaffens zahlreiche Küstenlandschaften und Seestücke entstanden. Seine Anfangsjahre waren geprägt vom Leibl-Kreis. Der Ausbildung bei Friedrich Preller d.Ä. in Weimar, welcher ihn mit dem intensiven Naturstudium der Schule von Barbizon vertraut machte, folgten zahlreiche Reisen durch Europa, bevor Hagemeister 1884 in seinen Heimatort zurückkehrte. Bekannt als Meister der havelländischen Wiesen- und Seenlandschaft brilliert der Künstler in seinem Spätwerk mit einer ungeheuren malerischen Intensität. Seine Bildmotive werden auch ob des eng gewählten Ausschnittes zunehmend abstrakter, und die kleinteilige Formgebung der frühen Jahre wird von einem großzügigen, lockeren Pinselstrich abgelöst. „Ich habe erkannt, dass zum atmenden Leben Bewegung gehört, und dass diese nur durch feinste Unterschiede im Farbauftrag erreicht werden kann. Wenn man alles pastos malt, so giebt es keine Bewegung, wohl aber, wenn man vom Pastosen bis zur äussersten Zartheit und von der klaren deutlichen Ferne bis zur Verschwommenheit abstuft“ (Karl Hagemeister, zit.nach Karl Scheffler, in: Kunst und Künstler, Heft 8, Berlin 1910, S. 417). Hagemeisters künstlerisches Interesse galt der Lebendigkeit der Landschaft, die sich in der Bewegung und dem wechselvollen Licht ständig änderte. Das hier vorliegende Werk wird dominiert von intensiven Grün- und Blautönen in feinen Abstufungen, die Hagemeister raffiniert mit einem teils subtilen, teils extremen Komplementärkontrast wirkungsvoll verbindet. In pastosen Tupfen setzt er vor das tiefe Grün der wild bewachsenen Uferzone die leuchtend rot-orangefarbigen Beeren des Sanddorns. Und die Abendsonne taucht die gesamte Szenerie in ein leicht rosafarbenes Licht, das sich auf der Wasseroberfläche widerspiegelt. Weitere Lichtreflexe werden punktuell mit weißen Farbakzenten wiedergegeben. Karl Hagemeister malte vor der Natur, schnell und virtuos in einem Zuge, alla prima, um den einen speziellen Augenblick einzufangen. Sein Malprozess lebte von der Bewegung und so nutzte er Pinsel, Spachtel, Finger, Handballen und manchmal auch eine Hasenpfote. Details wurden, wenn nötig, im Atelier verfeinert. Eindrucksvoll gelingt ihm in dieser Küstenlandschaft der Kontrast zwischen dem stellenweise fast haptischen Farbauftrag im Wechsel mit lasierenden Farbpartien und den kalligraphischen, linearen Ästen, die sich in feinen Linien nach rechts in den Himmel verzweigen. Linien, Tupfen und Farbflächen überlagern und durchdringen sich in vielfältiger Weise. Die wechselvolle Stimmung des erlebten Moments, das flackernde Licht und die Windschwankungen an der See, wie auch das Spiel zwischen Nah- und Fernsicht hat er in diesem Gemälde meisterhaft eingefangen. Ein schriftliches Gutachten von Dr. Hendrikje Warmt, Berlin, vom 17.09.2022, liegt vor. Das Werk wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde Hagemeisters unter der Nr. G 563 aufgenommen.

Provenienz: Arthur Dahlheim, Berlin (verso dessen Inv.-Nr.; der Stempel "J 33" wohl Jahresstempel der Süddeutschen Bodenkreditbank A.G.)

Privatbesitz Berlin/Brandenburg (wohl in den späten 1970er Jahren erworben), seitdem in Familienbesitz

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10 Jun 2023
Germany, Berlin
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Küstenlandschaft (Steilküste auf Rügen/Lohme)

Öl auf Leinwand. Um 1914.

117 x 77 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "K. Hagemeister", verso auf der Leinwand mit Kreide in Rot wohl von fremder Hand bezeichnet "No. 70" und "IIII", auf dem Keilrahmen mit Bleistift "No. 38121" sowie mit violettem Stempel "J. 33" und weiteren handschriftlichen Annotationen.

Die stürmische Küste der Ostseeinsel Rügen: Ausschnitthaft und mit breitem, lebendigem Farbauftrag bringt Hagemeister eine dynamische Komposition auf die großformatige Leinwand, in der man Wind und Wetter der rauen Küste am Strand von Lohme hautnah spüren kann. Im Wechsel von Nah- und Fernsicht umreißt er im Vordergrund einen vom Wind gepeitschten Sanddornstrauch und öffnet den Blick nach rechts auf das bewegte Meer und die Steilküste im Hintergrund. Hagemeister verbrachte die Sommer- und Herbstmonate der Jahre 1908 bis 1915 an der Nordküste Rügens, wo am Ende seines Schaffens zahlreiche Küstenlandschaften und Seestücke entstanden. Seine Anfangsjahre waren geprägt vom Leibl-Kreis. Der Ausbildung bei Friedrich Preller d.Ä. in Weimar, welcher ihn mit dem intensiven Naturstudium der Schule von Barbizon vertraut machte, folgten zahlreiche Reisen durch Europa, bevor Hagemeister 1884 in seinen Heimatort zurückkehrte. Bekannt als Meister der havelländischen Wiesen- und Seenlandschaft brilliert der Künstler in seinem Spätwerk mit einer ungeheuren malerischen Intensität. Seine Bildmotive werden auch ob des eng gewählten Ausschnittes zunehmend abstrakter, und die kleinteilige Formgebung der frühen Jahre wird von einem großzügigen, lockeren Pinselstrich abgelöst. „Ich habe erkannt, dass zum atmenden Leben Bewegung gehört, und dass diese nur durch feinste Unterschiede im Farbauftrag erreicht werden kann. Wenn man alles pastos malt, so giebt es keine Bewegung, wohl aber, wenn man vom Pastosen bis zur äussersten Zartheit und von der klaren deutlichen Ferne bis zur Verschwommenheit abstuft“ (Karl Hagemeister, zit.nach Karl Scheffler, in: Kunst und Künstler, Heft 8, Berlin 1910, S. 417). Hagemeisters künstlerisches Interesse galt der Lebendigkeit der Landschaft, die sich in der Bewegung und dem wechselvollen Licht ständig änderte. Das hier vorliegende Werk wird dominiert von intensiven Grün- und Blautönen in feinen Abstufungen, die Hagemeister raffiniert mit einem teils subtilen, teils extremen Komplementärkontrast wirkungsvoll verbindet. In pastosen Tupfen setzt er vor das tiefe Grün der wild bewachsenen Uferzone die leuchtend rot-orangefarbigen Beeren des Sanddorns. Und die Abendsonne taucht die gesamte Szenerie in ein leicht rosafarbenes Licht, das sich auf der Wasseroberfläche widerspiegelt. Weitere Lichtreflexe werden punktuell mit weißen Farbakzenten wiedergegeben. Karl Hagemeister malte vor der Natur, schnell und virtuos in einem Zuge, alla prima, um den einen speziellen Augenblick einzufangen. Sein Malprozess lebte von der Bewegung und so nutzte er Pinsel, Spachtel, Finger, Handballen und manchmal auch eine Hasenpfote. Details wurden, wenn nötig, im Atelier verfeinert. Eindrucksvoll gelingt ihm in dieser Küstenlandschaft der Kontrast zwischen dem stellenweise fast haptischen Farbauftrag im Wechsel mit lasierenden Farbpartien und den kalligraphischen, linearen Ästen, die sich in feinen Linien nach rechts in den Himmel verzweigen. Linien, Tupfen und Farbflächen überlagern und durchdringen sich in vielfältiger Weise. Die wechselvolle Stimmung des erlebten Moments, das flackernde Licht und die Windschwankungen an der See, wie auch das Spiel zwischen Nah- und Fernsicht hat er in diesem Gemälde meisterhaft eingefangen. Ein schriftliches Gutachten von Dr. Hendrikje Warmt, Berlin, vom 17.09.2022, liegt vor. Das Werk wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde Hagemeisters unter der Nr. G 563 aufgenommen.

Provenienz: Arthur Dahlheim, Berlin (verso dessen Inv.-Nr.; der Stempel "J 33" wohl Jahresstempel der Süddeutschen Bodenkreditbank A.G.)

Privatbesitz Berlin/Brandenburg (wohl in den späten 1970er Jahren erworben), seitdem in Familienbesitz

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10 Jun 2023
Germany, Berlin
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