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LOT 2558

Murad Efendi; Brief 1871

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Murad Efendi (ursprüngl. Franz von Werner), türkischer Staatsmann, Diplomat und Minister österr. Herkunft, zugleich deutschsprachiger Dramatiker, Lyriker und Erzähler (1836-1881). Eigh. Brief m. U. "Murad". In deutscher Sprache. 3 S. Doppelblatt mit farbigem Monogramm "ME". Gr. 8vo. O. O. 7.VIII.1871.

An einen Schriftsteller, dem er das Manuskript seiner Tragödie "Selim III." zur Beurteilung übersandt hatte. Im vorliegenden Brief setzt er sich mit den Anmerkungen des Kritikers eingehend auseinander. "... Vor allem meinen aufrichtigen Dank für Ihr stetes Bemühn mich den deutschen Leserkreisen bekannt zu machen. Ein starker Zug hat mich zum Dichter geführt und sieh im Dichter tritt mir der theilnehmende helfende Freund entgegen. - Das ist mehr als Zufall oder willkürliche Zusammenwürfelung der Geschicke ... Dabei kann ich aber nicht unterlassen einige Punkte einer speciellen Beleuchtung zu unterziehen. Erstens bin ich mit der Bezeichnung 'politisches Tendenzstück' nicht einverstanden. Diese Bezeichnung erklärt übrigens das Resümé der Haupthandlung in welcher der eigentliche Schwerpunkt des Stückes, nämlich das Verhältniß Selims zu Zuleicha ganz nebensächlich behandelt ist. Und doch ist hier der tragische Knotenpunkt des Dramas. - Den Vorwurf des losen Gefüges muß ich gelten lassen; er kann übrigens bei Behandlung dieses Stoffes kaum vermieden werden. Die Nothwendigkeit dem Untergrund einen vollen Aufzug zu widmen um das Publikum in Sitten und Verhältniße einzuführen und die Schwierigkeiten, die Frauen in die Handlung einzuführen ohne eine unwahrscheinliche Berührung mit der Männerwelt zu veranlassen, haben dasselbe verschuldet ... Das Verdikt über die Charakterzeichnung wird der Kritiker bedeutend mildern, wenn ihn der Zufall Selim auf der Bühne begegnen machen sollte. - Denn eben die Plastik der Gestalten wurde bis jezt von Dramaturgen und Schauspielern besonders hervorgehoben. Ich gebe übrigens gerne zu daß die Frase [!] hin und wieder zu viel Raum einnimmt und daß Selim nicht stark individualisirt ist - von Zuleicha, von der Walide, vom Mufti und Eunuchenchef ließe sich das Gegentheil behaupten. - Beiliegend Laube's Besprechung. - Sein Resümé kommt dem Gehalt des Stückes näher ...". - Heinrich Laubes Rezension liegt hier nicht mehr bei. Die fünfaktige Tragödie "Selim III." erlebte immerhin am Wiener Burgtheater in vorzüglicher Besetzung (Krastel, Hallenstein, Lewinsky, Baumeister, Bognar, Mitterwurzer, Förster, Schöne, Meixner etc.) vom 24. Mai bis zum 23. August 1872 sechs Aufführungen.

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08 Apr 2020
Germany, Berlin
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Murad Efendi (ursprüngl. Franz von Werner), türkischer Staatsmann, Diplomat und Minister österr. Herkunft, zugleich deutschsprachiger Dramatiker, Lyriker und Erzähler (1836-1881). Eigh. Brief m. U. "Murad". In deutscher Sprache. 3 S. Doppelblatt mit farbigem Monogramm "ME". Gr. 8vo. O. O. 7.VIII.1871.

An einen Schriftsteller, dem er das Manuskript seiner Tragödie "Selim III." zur Beurteilung übersandt hatte. Im vorliegenden Brief setzt er sich mit den Anmerkungen des Kritikers eingehend auseinander. "... Vor allem meinen aufrichtigen Dank für Ihr stetes Bemühn mich den deutschen Leserkreisen bekannt zu machen. Ein starker Zug hat mich zum Dichter geführt und sieh im Dichter tritt mir der theilnehmende helfende Freund entgegen. - Das ist mehr als Zufall oder willkürliche Zusammenwürfelung der Geschicke ... Dabei kann ich aber nicht unterlassen einige Punkte einer speciellen Beleuchtung zu unterziehen. Erstens bin ich mit der Bezeichnung 'politisches Tendenzstück' nicht einverstanden. Diese Bezeichnung erklärt übrigens das Resümé der Haupthandlung in welcher der eigentliche Schwerpunkt des Stückes, nämlich das Verhältniß Selims zu Zuleicha ganz nebensächlich behandelt ist. Und doch ist hier der tragische Knotenpunkt des Dramas. - Den Vorwurf des losen Gefüges muß ich gelten lassen; er kann übrigens bei Behandlung dieses Stoffes kaum vermieden werden. Die Nothwendigkeit dem Untergrund einen vollen Aufzug zu widmen um das Publikum in Sitten und Verhältniße einzuführen und die Schwierigkeiten, die Frauen in die Handlung einzuführen ohne eine unwahrscheinliche Berührung mit der Männerwelt zu veranlassen, haben dasselbe verschuldet ... Das Verdikt über die Charakterzeichnung wird der Kritiker bedeutend mildern, wenn ihn der Zufall Selim auf der Bühne begegnen machen sollte. - Denn eben die Plastik der Gestalten wurde bis jezt von Dramaturgen und Schauspielern besonders hervorgehoben. Ich gebe übrigens gerne zu daß die Frase [!] hin und wieder zu viel Raum einnimmt und daß Selim nicht stark individualisirt ist - von Zuleicha, von der Walide, vom Mufti und Eunuchenchef ließe sich das Gegentheil behaupten. - Beiliegend Laube's Besprechung. - Sein Resümé kommt dem Gehalt des Stückes näher ...". - Heinrich Laubes Rezension liegt hier nicht mehr bei. Die fünfaktige Tragödie "Selim III." erlebte immerhin am Wiener Burgtheater in vorzüglicher Besetzung (Krastel, Hallenstein, Lewinsky, Baumeister, Bognar, Mitterwurzer, Förster, Schöne, Meixner etc.) vom 24. Mai bis zum 23. August 1872 sechs Aufführungen.

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