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Otto Dix (1891 Gera - 1969 Singen) (F)

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Otto Dix (1891 Gera - 1969 Singen) (F)
'Frauenkopf' (Kopf einer Dirne), Aquarell und Tusche auf Papier, 1925, 39,5 cm x 30 cm Blattmaß, signiert, verso 'Frauenkopf unverkäuflich' bezeichnet, Bleistiftskizze, Halbfigur eines Mannes und Säule, Maße ca. 14,5 cm x 17 cm, leicht gewellt, Papier an den Seiten minimal berieben, verso Montierungsrückstände

Provenienz: Hauswedell & Nolte 1975; Ketterer 1978; Hauswedell & Nolte 1979; Privatsammlung Hannover (auf Anfrage)

Literatur:

Barton, Brigid S.: Otto Dix and Die neue Sachlichkeit 1918-1925, Michigan 1981, S. 151, VIII B9.

Wvz. Pfäffle, Suse: Otto Dix. Werkverzeichnis der Aquarelle und Gouachen, Stuttgart 1991, S. 204, Nr. A 1925/7.

Ausstellungskataloge:

Kunstsalon Wolfsberg: Sonder-Ausstellung Otto Dix, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Zürich 1929, Nr. 32.

Galerie Nierendorf: Otto Dix, Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Das Graphische Gesamtwerk 1913-1960, Berlin 1961, Nr. 58, Abb. S. 13.

Galerie Klihm: Otto Dix, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen 1920-1927, München 1970, Nr. 23.

Goethe-Institut: Otto Dix, Aquarelles, Dessins, Paris 1970, Nr. 39.

Museum Folkwang: Otto Dix, Aquarelle, Zeichnungen, Radierfolge „Der Krieg“, Essen 1971/72, Nr. 122.

Gallerie Giulia, Goethe Institut, Biblioteca Germanica: Otto Dix, acquerelli, disegni, incisioni, Rom 1972, Nr. 122

Galerie Herzog im Pferdestall: Otto Dix, Wien 1974, Nr. 92.

„Die Idee des Bildes ist, die Prostitution in ihrer ganzen grauenhaften und entmenschenden Wirkung wahrheitsgemäß darzustellen, als gesellschaftliches Übel zu geißeln und ihre für Körper und Geist verheerenden Folgen überzeugend zu schildern.“ (Otto Dix 1923, zit. n.: Schmidt, Diether: Otto Dix im Selbstbildnis, Berlin 1981, S. 202.)

Otto Dix zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern und Grafikern des 20. Jahrhunderts. Bereits in seiner Schulzeit wurde sein künstlerisches Talent erkannt und gefördert. Nach seinem Stipendium an der Kunstgewerbeschule in Dresden von 1910 bis 1914 meldete Dix sich freiwillig zum Kriegsdienst und setzte nachfolgend sein Studium dort fort. 1919 begründete Dix die "Dresdner Sezession – Gruppe 1919" mit, lernte ein Jahr später George Grosz kennen und nahm an der "Ersten Internationalen Dada-Messe" in Berlin teil. Im Jahr 1922 reihte er sich als Meisterschüler an der Düsseldorfer Kunstakademie in die Avantgarde um die Galeristin Johanna Ey ("Mutter Ey") ein, und schloss sich der Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“ an. 1924 trat er der „Berliner Sezession“ bei. In den 1920er Jahren entwickelte Dix in seinen Werken eine zunehmend realistischere Darstellungsweise mit der er den Alltag und den Menschen schonungslos verbildlicht und so kritisch die sozialen und menschlichen Folgeerscheinungen des Krieges thematisiert. Von den Nationalsozialisten diffamiert, verlor Dix seine Professur an der Kunstakademie in Dresden. Er widmet sich der Landschaftsmalerei und allegorischen Themen, konnte aber in seinen Werken nie mehr die Kraft aus den 1920er Jahren erreichen.

Otto Dix war wie George Grosz als Maler des gesellschaftlichen Lebens in den Metropolen unweigerlich auch mit dem Problem der Prostitution konfrontiert. Stellten Prostituierte, in seinen Bildern meist als Dirnen bezeichnet, doch eine zwar gesellschaftlich geächtete, aber sozial relevante Gruppe gerade in den Nachkriegsjahren während der Weimarer Republik dar. Dix, der in den 1920er Jahren in deutschen Metropolen lebte, hatte entsprechend Gelegenheit, die Milieus kennenzulernen. Auffallend ist, dass Dix Bildnisse von Müttern und Ehefrauen als schöne Frauen auffasste, Prostituierte bei ihm hingegen hässlich, verlebt, ausgemergelt und stark geschminkt erscheinen. Der „Frauenkopf“ zeigt unbarmherzig genau eine eckige, knochige, kantige Gestalt, das Gesicht ist unter der weißen Schminke mit viel aufgetragenem Wangenrouge, Lippenstift und Lidschatten zur Maske erstarrt. Das ungekämmte, strähnig um das Gesicht herabwallende Haar, die niedrige Stirn, das vortretende Kinn und die überbetonte dicke Lippen geben dem Antlitz etwas Urmenschliches oder Animalisches. Dix zielt mit seinem Sujet der Dirne auf eine Enttabuisierung des Geschlechtlichen. Das Interesse des Künstlers an diesem Motiv entspringt seiner eigenen Triebhaftigkeit, so malt Dix seine eigenen Erfahrungen und nicht bloß Objekte. Er verurteilt seine Modelle nicht, sondern macht sie als neue gesellschaftliche Klasse sichtbar, was dem bürgerlichen Publikum, das er als geheimen Nutznießer der sozialen Situation ausmacht, als Provokation erscheinen musste. So verwundert es nicht, dass Galeristen und Museumdirektoren wie Ludwig Justi und Gustav Friedrich Hartlaub diese Bilder nicht ausstellen wollten. 1923 musste Dix sich wegen dieser anstößigen Bilder sogar vor Gericht verantworten.

Otto Dix (1891 Gera - 1969 Singen) (F)
'Frauenkopf' (Head of a prostitute), watercolour and Indian ink on paper, 1925, sheet size 39.5 cm x 30 cm, signed, inscribed on the reverse 'Frauenkopf unverkäuflich' and with pencil sketches of a male figure and a column, dimensions ca. 14.5 cm x 17 cm, slightly cockled, edges of the paper slightly worn, with remnants of former mounting on the reverse

Provenance: Hauswedell & Nolte 1975; Ketterer 1978; Hauswedell & Nolte 1979; private collection, Hanover (upon request)

Literature:

Barton, Brigid S.: Otto Dix and Die neue Sachlichkeit 1918-1925, Michigan 1981, p. 151, VIII B9.

Cat. rais. Pfäffle, Suse: Otto Dix. Werkverzeichnis der Aquarelle und Gouachen, Stuttgart 1991, p. 204, Nr. A 1925/7.

''The idea of the painting is to truthfully depict prostitution in all its gruesome and dehumanizing effects, to castigate it as a social evil, and to convincingly portray its consequences, which are devastating to body and mind.'' (Otto Dix 1923, quoted in: Schmidt, Diether: Otto Dix im Selbstbildnis, Berlin 1981, p. 202.)

Like George Grosz, Otto Dix, as a painter of social life in the metropolis, was inevitably confronted with the problem of prostitution. Prostitutes as a group, which he usually referred to derogatively in his paintings, were both socially ostracised and socially relevant, especially in the post-war years during the Weimar Republic. Dix, who lived in German metropolises in the 1920s, had ample opportunities to get to know the milieu. It is striking that Dix depicted wives and mothers as beautiful women, while prostitutes appear ugly, worn out, emaciated and heavily made up. The ''woman's head'' mercilessly portrays a bony, angular figure, the face is frozen into a mask under the white face powder and copious rouge, lipstick and eyeshadow. The unkempt, straggly hair flowing down around the face, the low forehead, the protruding chin and the overemphasized thickness of the lips give the countenance a primordial or animalistic quality. In depicting the subject of the harlot, Dix aimed to reduce taboos around the sexual. The artist's interest in the motif stems from his own libidinousness, so Dix paints his own experiences and not mere objects. He does not condemn his models, but provides them with visibility as a new social class, which must have seemed like a provocation to the bourgeois public, which he identifies as the secret beneficiary of this social situation. It is therefore not surprising that gallery owners and museum directors such as Ludwig Justi and Gustav Friedrich Hartlaub did not want to exhibit them and in 1923, Dix even had to stand trial for these ''indecent'' works.

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04 Dec 2021
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Otto Dix (1891 Gera - 1969 Singen) (F)
'Frauenkopf' (Kopf einer Dirne), Aquarell und Tusche auf Papier, 1925, 39,5 cm x 30 cm Blattmaß, signiert, verso 'Frauenkopf unverkäuflich' bezeichnet, Bleistiftskizze, Halbfigur eines Mannes und Säule, Maße ca. 14,5 cm x 17 cm, leicht gewellt, Papier an den Seiten minimal berieben, verso Montierungsrückstände

Provenienz: Hauswedell & Nolte 1975; Ketterer 1978; Hauswedell & Nolte 1979; Privatsammlung Hannover (auf Anfrage)

Literatur:

Barton, Brigid S.: Otto Dix and Die neue Sachlichkeit 1918-1925, Michigan 1981, S. 151, VIII B9.

Wvz. Pfäffle, Suse: Otto Dix. Werkverzeichnis der Aquarelle und Gouachen, Stuttgart 1991, S. 204, Nr. A 1925/7.

Ausstellungskataloge:

Kunstsalon Wolfsberg: Sonder-Ausstellung Otto Dix, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Zürich 1929, Nr. 32.

Galerie Nierendorf: Otto Dix, Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Das Graphische Gesamtwerk 1913-1960, Berlin 1961, Nr. 58, Abb. S. 13.

Galerie Klihm: Otto Dix, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen 1920-1927, München 1970, Nr. 23.

Goethe-Institut: Otto Dix, Aquarelles, Dessins, Paris 1970, Nr. 39.

Museum Folkwang: Otto Dix, Aquarelle, Zeichnungen, Radierfolge „Der Krieg“, Essen 1971/72, Nr. 122.

Gallerie Giulia, Goethe Institut, Biblioteca Germanica: Otto Dix, acquerelli, disegni, incisioni, Rom 1972, Nr. 122

Galerie Herzog im Pferdestall: Otto Dix, Wien 1974, Nr. 92.

„Die Idee des Bildes ist, die Prostitution in ihrer ganzen grauenhaften und entmenschenden Wirkung wahrheitsgemäß darzustellen, als gesellschaftliches Übel zu geißeln und ihre für Körper und Geist verheerenden Folgen überzeugend zu schildern.“ (Otto Dix 1923, zit. n.: Schmidt, Diether: Otto Dix im Selbstbildnis, Berlin 1981, S. 202.)

Otto Dix zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern und Grafikern des 20. Jahrhunderts. Bereits in seiner Schulzeit wurde sein künstlerisches Talent erkannt und gefördert. Nach seinem Stipendium an der Kunstgewerbeschule in Dresden von 1910 bis 1914 meldete Dix sich freiwillig zum Kriegsdienst und setzte nachfolgend sein Studium dort fort. 1919 begründete Dix die "Dresdner Sezession – Gruppe 1919" mit, lernte ein Jahr später George Grosz kennen und nahm an der "Ersten Internationalen Dada-Messe" in Berlin teil. Im Jahr 1922 reihte er sich als Meisterschüler an der Düsseldorfer Kunstakademie in die Avantgarde um die Galeristin Johanna Ey ("Mutter Ey") ein, und schloss sich der Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“ an. 1924 trat er der „Berliner Sezession“ bei. In den 1920er Jahren entwickelte Dix in seinen Werken eine zunehmend realistischere Darstellungsweise mit der er den Alltag und den Menschen schonungslos verbildlicht und so kritisch die sozialen und menschlichen Folgeerscheinungen des Krieges thematisiert. Von den Nationalsozialisten diffamiert, verlor Dix seine Professur an der Kunstakademie in Dresden. Er widmet sich der Landschaftsmalerei und allegorischen Themen, konnte aber in seinen Werken nie mehr die Kraft aus den 1920er Jahren erreichen.

Otto Dix war wie George Grosz als Maler des gesellschaftlichen Lebens in den Metropolen unweigerlich auch mit dem Problem der Prostitution konfrontiert. Stellten Prostituierte, in seinen Bildern meist als Dirnen bezeichnet, doch eine zwar gesellschaftlich geächtete, aber sozial relevante Gruppe gerade in den Nachkriegsjahren während der Weimarer Republik dar. Dix, der in den 1920er Jahren in deutschen Metropolen lebte, hatte entsprechend Gelegenheit, die Milieus kennenzulernen. Auffallend ist, dass Dix Bildnisse von Müttern und Ehefrauen als schöne Frauen auffasste, Prostituierte bei ihm hingegen hässlich, verlebt, ausgemergelt und stark geschminkt erscheinen. Der „Frauenkopf“ zeigt unbarmherzig genau eine eckige, knochige, kantige Gestalt, das Gesicht ist unter der weißen Schminke mit viel aufgetragenem Wangenrouge, Lippenstift und Lidschatten zur Maske erstarrt. Das ungekämmte, strähnig um das Gesicht herabwallende Haar, die niedrige Stirn, das vortretende Kinn und die überbetonte dicke Lippen geben dem Antlitz etwas Urmenschliches oder Animalisches. Dix zielt mit seinem Sujet der Dirne auf eine Enttabuisierung des Geschlechtlichen. Das Interesse des Künstlers an diesem Motiv entspringt seiner eigenen Triebhaftigkeit, so malt Dix seine eigenen Erfahrungen und nicht bloß Objekte. Er verurteilt seine Modelle nicht, sondern macht sie als neue gesellschaftliche Klasse sichtbar, was dem bürgerlichen Publikum, das er als geheimen Nutznießer der sozialen Situation ausmacht, als Provokation erscheinen musste. So verwundert es nicht, dass Galeristen und Museumdirektoren wie Ludwig Justi und Gustav Friedrich Hartlaub diese Bilder nicht ausstellen wollten. 1923 musste Dix sich wegen dieser anstößigen Bilder sogar vor Gericht verantworten.

Otto Dix (1891 Gera - 1969 Singen) (F)
'Frauenkopf' (Head of a prostitute), watercolour and Indian ink on paper, 1925, sheet size 39.5 cm x 30 cm, signed, inscribed on the reverse 'Frauenkopf unverkäuflich' and with pencil sketches of a male figure and a column, dimensions ca. 14.5 cm x 17 cm, slightly cockled, edges of the paper slightly worn, with remnants of former mounting on the reverse

Provenance: Hauswedell & Nolte 1975; Ketterer 1978; Hauswedell & Nolte 1979; private collection, Hanover (upon request)

Literature:

Barton, Brigid S.: Otto Dix and Die neue Sachlichkeit 1918-1925, Michigan 1981, p. 151, VIII B9.

Cat. rais. Pfäffle, Suse: Otto Dix. Werkverzeichnis der Aquarelle und Gouachen, Stuttgart 1991, p. 204, Nr. A 1925/7.

''The idea of the painting is to truthfully depict prostitution in all its gruesome and dehumanizing effects, to castigate it as a social evil, and to convincingly portray its consequences, which are devastating to body and mind.'' (Otto Dix 1923, quoted in: Schmidt, Diether: Otto Dix im Selbstbildnis, Berlin 1981, p. 202.)

Like George Grosz, Otto Dix, as a painter of social life in the metropolis, was inevitably confronted with the problem of prostitution. Prostitutes as a group, which he usually referred to derogatively in his paintings, were both socially ostracised and socially relevant, especially in the post-war years during the Weimar Republic. Dix, who lived in German metropolises in the 1920s, had ample opportunities to get to know the milieu. It is striking that Dix depicted wives and mothers as beautiful women, while prostitutes appear ugly, worn out, emaciated and heavily made up. The ''woman's head'' mercilessly portrays a bony, angular figure, the face is frozen into a mask under the white face powder and copious rouge, lipstick and eyeshadow. The unkempt, straggly hair flowing down around the face, the low forehead, the protruding chin and the overemphasized thickness of the lips give the countenance a primordial or animalistic quality. In depicting the subject of the harlot, Dix aimed to reduce taboos around the sexual. The artist's interest in the motif stems from his own libidinousness, so Dix paints his own experiences and not mere objects. He does not condemn his models, but provides them with visibility as a new social class, which must have seemed like a provocation to the bourgeois public, which he identifies as the secret beneficiary of this social situation. It is therefore not surprising that gallery owners and museum directors such as Ludwig Justi and Gustav Friedrich Hartlaub did not want to exhibit them and in 1923, Dix even had to stand trial for these ''indecent'' works.

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04 Dec 2021
Germany, Mulheim
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