Wolfthorn, Julie (1864 Thorn, Westpreußen - 1944 Theresienstadt) Mädchen mit Katze
Mädchen mit Katze
Öl auf Leinwand, auf Karton montiert.
23,4 x 19,2 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Julie Wolfthorn".
Carstensen 431.
Unter einer imposanten weiten Hutkrempe verbirgt sich ein nachdenkliches, verschattetes Augenpaar: ´Das junge Mädchen sitzt gedankenverloren auf einem Stuhl, eine weiße Katze auf ihrem Schoß haltend. Im Zentrum steht die Darstellung ihres eindrucksvollen roten Kleides mit schwarzem Muster und der dunklen Zöpfe unter blauschwarzem Hut mit gelbem Hutband. Das Bild an der Wand hinter ihr ist farblich entsprechend in Rot, Schwarz und Weiß gestaltet. Mit schwungvollen, doch bewusst gesetzten Pinselstrichen erfasst die Künstlerin in dieser kleinen Ölskizze das Portrait des zurückhaltenden, schüchtern wirkenden Mädchens mit Katze. Von diesem Bildmotiv existieren zwei Fassungen: Heike Carstensen führt unter der Werkverzeichnis-Nr. 432 ein weiteres als Druck reproduziertes Gemälde gleichen Titels auf. Julie Wolf wurde 1864 als fünftes Kind einer jüdischen Familie in Thorn, der polnischen Stadt Toruń, geboren. Nach dem Tod der Eltern zog sie mit der Großmutter nach Berlin. Ab 1890 studierte sie Malerei und Graphik - zunächst in Berlin und München, dann in der Künstlerkolonie Dachau und an der Académie Colarossi in Paris. 1893 kehrte sie nach Berlin zurück und lebte lange Zeit im Haus Kurfürstenstraße 50, woran heute ein Stolperstein erinnert. Bekanntheit erreichte Julie Wolfthorn mit ihren herausragenden Portraitarbeiten. Bis in die 1930er Jahre war sie eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Zeit. Sie hatte einen großen Bekannten- und Freundeskreis in Berlin und portraitierte berühmte Zeitgenossen wie u.a. Ida und Richard Dehmel, Gerhart Hauptmann, Hermann Muthesius, Tilla Durieux und Carola Neher. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie 1933 aus dem Vorstand der Secession ausgeschlossen, blieb jedoch in Berlin. Ende 1942 wurde Wolfthorn zusammen mit ihrer Schwester Luise Wolf nach Theresienstadt deportiert und verstarb dort 1944 im Alter von 80 Jahren.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 174, 5.6.2010, Lot 703
Grisebach, Berlin, Auktion 274, 2.6.2017, Lot 315
Sammlung Jörg Thiede, Berlin
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Mädchen mit Katze
Öl auf Leinwand, auf Karton montiert.
23,4 x 19,2 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Julie Wolfthorn".
Carstensen 431.
Unter einer imposanten weiten Hutkrempe verbirgt sich ein nachdenkliches, verschattetes Augenpaar: ´Das junge Mädchen sitzt gedankenverloren auf einem Stuhl, eine weiße Katze auf ihrem Schoß haltend. Im Zentrum steht die Darstellung ihres eindrucksvollen roten Kleides mit schwarzem Muster und der dunklen Zöpfe unter blauschwarzem Hut mit gelbem Hutband. Das Bild an der Wand hinter ihr ist farblich entsprechend in Rot, Schwarz und Weiß gestaltet. Mit schwungvollen, doch bewusst gesetzten Pinselstrichen erfasst die Künstlerin in dieser kleinen Ölskizze das Portrait des zurückhaltenden, schüchtern wirkenden Mädchens mit Katze. Von diesem Bildmotiv existieren zwei Fassungen: Heike Carstensen führt unter der Werkverzeichnis-Nr. 432 ein weiteres als Druck reproduziertes Gemälde gleichen Titels auf. Julie Wolf wurde 1864 als fünftes Kind einer jüdischen Familie in Thorn, der polnischen Stadt Toruń, geboren. Nach dem Tod der Eltern zog sie mit der Großmutter nach Berlin. Ab 1890 studierte sie Malerei und Graphik - zunächst in Berlin und München, dann in der Künstlerkolonie Dachau und an der Académie Colarossi in Paris. 1893 kehrte sie nach Berlin zurück und lebte lange Zeit im Haus Kurfürstenstraße 50, woran heute ein Stolperstein erinnert. Bekanntheit erreichte Julie Wolfthorn mit ihren herausragenden Portraitarbeiten. Bis in die 1930er Jahre war sie eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Zeit. Sie hatte einen großen Bekannten- und Freundeskreis in Berlin und portraitierte berühmte Zeitgenossen wie u.a. Ida und Richard Dehmel, Gerhart Hauptmann, Hermann Muthesius, Tilla Durieux und Carola Neher. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie 1933 aus dem Vorstand der Secession ausgeschlossen, blieb jedoch in Berlin. Ende 1942 wurde Wolfthorn zusammen mit ihrer Schwester Luise Wolf nach Theresienstadt deportiert und verstarb dort 1944 im Alter von 80 Jahren.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 174, 5.6.2010, Lot 703
Grisebach, Berlin, Auktion 274, 2.6.2017, Lot 315
Sammlung Jörg Thiede, Berlin